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Joker Wenn das Lachen im Halse stecken bleibt

Auch in Magdeburger Kinos feierte der Blockbuster "Joker" am Mittwochabend Vorpremiere. Bleibt nur die Frage: Ist der Hype gerechtfertigt?

10.10.2019, 14:47

Magdeburg l Als die Zuschauer Mittwochabend im Kino des Magdeburger Cinestar am Pfahlberg Platz nehmen, machen sie noch Witze. Die Stimmung ist ausgelassen, fast jeder freut sich hier auf einen gemütlichen Abend und Popcornkino. Aus einigen Gesprächsfetzen wird deutlich, dass die Zuschauer sich auf einen Film á la "Avengers" freuen. Doch das schlägt schnell um.

Als Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) zum ersten Mal zu sehen ist und in den unpassendsten Momenten anfängt zu lachen, lachen auch einige Kinozuschauer mit. Vielleicht fünf Minuten geht das so - dann wird es still im Saal. Es folgen knappe zwei Stunden, die auf einen düsteren Alltag blicken lassen. Fleck, von der Gesellschaft verachtet, getreten und nahezu ausgeschlossen, ist psychisch krank, leidet unter Wahnvorstellungen. Und all das, obwohl er eigentlich nur erfolgreicher Stand-Up-Comedian werden möchte.

So ist es nicht allzu leicht als Zuschauer zu unterscheiden, ob es sich á la "Inception" um Realität oder Flecks Vorstellung handelt.  Und dann ist da sein ständiges Lachen - in den unpassendsten Situationen. Gespickt ist der knapp zweistündige Film mit Anspielungen auf Martin Scorseses "Taxi Diver" (1976).

Superheldenkino war gestern. Fast schon schwer zu ertragen ist "Joker", der die Geschichte des traurigen Clowns erstaunlich nah am echten Leben erzählt. Neben Joaquin Phoenix (44) wird selbst Hollywood-Urgestein Robert De Niro (76) als Talkmaster Murray Franklin nur als nettes Beiwerk wahrgenommen. Dieser wird von Fleck vergöttert, genau wie seine eigene kranke Mutter (Frances Conroy).

"Joker" bietet wohl einen der besten Psycho-Thriller der letzten Kinojahre. Regisseur Todd Phillips (bekannt für die "Hangover"-Trilogie) zeichnet ein düsteres Gotham, wie es besser nicht zum Film passen könnte. Dennoch sollten sich Zuschauer auf Szenen einstellen, bei denen sich so mancher besser die Augen zuhalten sollte (Stichwort: Schere). Der einzige Wermutstropfen bleibt in diesem Film jedoch etwas ganz anders: Eine ganz bestimmte Songauswahl. Warum der verurteilte Sexualstraftäter Gary Glitter einen seiner Songs ("Rock and Roll Part 2" aus dem Jahr 1972) beisteuern durfte, bleibt vollkommen unverständlich.

Mit "Joker" wurde wohl ein Meilenstein im DC-Universum geschaffen, in dem es überraschend viele Anknüpfpunkte an Christopher Nolans "The Dark Knight Rises" (2012) gibt. So können die Zuschauer nur auf eine "Batman"-Neuverfilmung im gleichen Stil hoffen - wenn sie den aktuellen Film hinreichend auf so vielen Ebenen verdaut haben. Dann aber nur mit einer Bitte: Dass der nächste Bruce Wayne ("Batman") nicht von Ben Affleck gespielt wird, sondern von einem Darsteller, der mit Joaquin Phoenix mithalten kann.