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Krimi-Serie Jeden Tag ein Mord in Münster

Im Tatort "Spieglein, Spieglein" erkennen Hauptkommissar Thiel und Professor Boerne bei mehreren Todesfällen eine schaurige Gemeinsamkeit.

17.03.2019, 07:22

Münster (dpa) l Es beginnt mit einem Schock. Diesmal hat es beim "Tatort" Münster die ruppige Staatsanwältin Wilhelmine Klemm getroffen. Mitten ins Herz. Am Dom liegt ihre Leiche. Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) droht kurz die Fassung zu verlieren – grinst dann aber breit. Die Erschossene ist nicht Klemm, sieht ihr aber frappierend ähnlich. Just als er erleichtert lächelt, wird Thiel wird von einer Passantin aufgenommen: Das Handy-Foto des scheinbar gut gelaunten Ermittlers neben dem Leichnam landet schnell auf der Titelseite und sorgt für Diskussionen.

Erster Akt in der Folge "Spieglein, Spieglein", die am Sonntag (17. März) um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt wird. Einen Skandal witternd und entsprechend in Rage stürmt die Staatsanwältin (Mechthild Großmann) in den Obduktionssaal, beschimpft Thiel mit ihrer kratzigen Kettenraucherstimme. Bis sie mit Blick auf den leblosen Körper auf dem Seziertisch vor ihr verblüfft feststellt: "Die Frau sieht ja aus wie ich."

Drehbuchautor Benjamin Hessler ("4 Blocks", "Ein Mord mit Aussicht") hat damit früh die erste Pointe gesetzt. Denn schnell wird klar: Da hat es offenbar jemand auf das Team um Hauptkommissar Thiel abgesehen und sendet ausgesprochen bedrohliche Botschaften. Das zweite Mordopfer ist kleinwüchsig und ähnelt Rechtsmedizinerin Silke "Alberich" Haller (ChrisTine Urspruch).

Die Tote trägt sogar deren Schal, als man sie aus dem Wasser fischt. Das Ganze kann also kein Zufall sein. Die Nerven liegen blank. Der trotz aller Anspannung gewohnt giftig-zynische Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bringt den Verdacht Thiel gegenüber als Erster auf den Punkt: "Sie sind der Hauptgegner!"

Als sich dann noch Einbruchsspuren in den Wohnungen der Nachbarn Thiel und Boerne finden, steigt der Mulmigkeitsfaktor. Immerhin: Die Lage zwingt die beiden in herzlicher Abneigung verbundenen Herren, eine Nacht miteinander zu verbringen – in einem dunklen Archivkeller. Auf der Suche nach alten Fällen und nach wahnsinnigen Typen, die Thiel mal in den Knast gebracht hat und die mittlerweile wieder draußen sind.

Natürlich fällt der Verdacht zuerst auf den Falschen. Zugleich spielt - von den Ermittlern noch unentdeckt – eine scheinbar harmlose Bürgerbüro-Angestellte ein Spielchen, dessen Regeln und Ziele Rätsel aufgeben.

Nicht fehlen darf Thiels "Vadder" Herbert (Claus Dieter Clausnitzer), den der Hauptkommissar in einem panischen Moment schon als weiteres Mordopfer sieht. Doch der Tote hinter einem Taxi-Steuer, zu dem Thiel gerufen wird, ist Fahrer-Kollege Fritz. Derweil sitzt "Vadder" ahnungslos und zufrieden kiffend zu Hause. Und trotzdem kommt später von ihm ein entscheidender Hinweis.

Bisweilen pläschert der Krimi etwas vor sich hin. Worauf es hinausläuft, lässt sich früh vorhersehen. Gegen Ende wird es ein wenig albern – bei zwei Doppelgänger-Nummern. Amüsant sind wie immer sind die erfrischend bissigen Dialoge zwischen Thiel und Boerne. Und es endet diesmal in ungewohnter Harmonie.

Infografik: Die beliebtesten Tatort-Kommissare 2018 | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista