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Liebesdrama "Beale Street" kommt ins Kino

Der Film „Beale Street“ ist eine schwarze Love Story vor dem Hintergrund weißer Justizwillkür. Ab 7. März ist er im Kino zu sehen.

06.03.2019, 23:01

Los Angeles (dpa) l Barry Jenkins ist ein Meister von Bildern und Worten. Vor zwei Jahren holte der schwarze US-Regisseur mit seinem berührenden Drama „Moonlight“ den Drehbuch-Oscar. Außerdem gewann der sensible Film über einen schwulen Jungen im Drogenmilieu von Florida auch die Königskategorie für den besten Film. Die jüngste Oscar-Gala war für Jenkins wieder ein Erfolg: Auf Twitter postete der 39-Jährige schlicht ein Foto von Schauspielerin Regina King, die stolz ihren Oscar in die Höhe stemmt.

In Jenkins‘ neuem Film „Beale Street“ spielt die 48-jährige Afro-Amerikanerin eine starke, verständnisvolle Mutter, die ihre schwangere Tochter mit aller Entschlossenheit unterstützt, deren unschuldig im Gefängnis sitzenden Verlobten wieder frei zu bekommen. Jenkins war erneut für sein Drehbuch nominiert, der Oscar ging jedoch an Spike Lee für das Rassismusdrama „BlacKkKlansman“.

Auch in Jenkins‘ „Beale Street“ geht es um Rassismus und Justizwillkür, doch sie sind nur der Hintergrund für die bewegende Liebesgeschichte eines jungen schwarzen Paares im New York der frühen 1970er Jahre. Die Buchvorlage (dt. Titel „Beale Street Blues“) stammt von James Baldwin (1924–1987), einem der bedeutendsten afro-amerikanischen Schriftsteller, der sich in seinen Büchern mit Themen wie Rassismus, Religion und Familie auseinandersetzte.

„Beale Street“ blickt auf die junge Liebe der 19-jährige Tish (Kiki Layne) und ihres nur wenige Jahre älteren Freundes Fonny (Stephan James) im ärmlichen New Yorker Viertel Harlem. Der junge Künstler wird fälschlicherweise der Vergewaltigung einer Puerto-Ricanerin bezichtigt, ein weißer, rassistischer Polizist (Ed Skrein) hat dabei seine Hand im Spiel. Unschuldig kommt Fonny hinter Gitter. Die schwangere Tish versucht alles, um ihn schnell wieder aus dem Gefängnis herauszuholen.

Polizeigewalt, Justizwillkür und schwarze Opfer im ärmlichen Harlem – das klingt nach düsteren, harten Szenen. Doch „Beale Street“ ist ganz anders. Das Drama hat die poetische Handschrift von James Baldwin und Jenkins‘ kraftvolle, leuchtenden Bilder. Gleich zu Anfang laufen Tish und Fonny verliebt durch das in satte Farben getauchte Harlem. Sofort taucht man in ihre Liebesgeschichte ein, die an der brutalen Realität nicht zerbricht. Auch die leidenschaftliche Musik des US-Komponisten Nicholas Britell, für die er eine Oscar-Nominierung erhielt, macht den Zauber des Films aus.

Tish ist die Ich-Erzählerin. In Rückblenden wechselt der Film zwischen der Romanze des Paares und den Besuchen der jungen Frau im Gefängnis hin und her. Dort könnten die Liebenden von einer Glasscheibe getrennt nur über ein Telefon miteinander sprechen. „Ich wünsche echt niemandem, dass er den, den er liebt, durch eine Scheibe angucken muss“, sagt Tish.

Die Liebe zu Fonny gibt ihr Kraft, ebenso hat die Schwangere den Rückhalt ihrer Familie. Regina King brilliert in der Rolle der Mutter Sharon, die mit Leidenschaft und Hoffnung an ihrer Seite kämpft. James Baldwin brachte sein Buch 1974 heraus – 45 Jahre später ist die Thematik in den USA ähnlich aktuell: Enthüllungen von Polizeiwillkür gegenüber Afroamerikanern und Rassismus im Strafvollzug sind an der Tagesordnung. Baldwins poetische Mahnung und Jenkins‘ bildgewaltige Umsetzung könnten nicht zeitgemäßer sein.

Ab 7. März ist "Beale Street" im Kino zu sehen.