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Polizeiruf Es rollen viele Tränen

Roter Teppich im CinemaxX zur Preview des neuen Magdeburger „Polizeiruf 110“. „Endstation“ steckt voller Emotionen.

Von Grit Warnat 25.05.2016, 01:01

Magdeburg l Für Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) beginnt der Tag alles andere als gut. Sie verpasst am Gefängnistor ihren Sohn, der entlassen wird. Dann liegt ein Junge tot auf der Straße und zu allem Stress taucht auch noch ihr neuer Kollege Dirk Köhler (Matthias Matschke) im Revier auf, der sie freundlich anstrahlt. Doch Brasch bleibt Brasch. Wer die Kommissarin kennt, weiß, da kommt kein Lächeln zurück. Brasch bleibt sich treu. Sie nimmt einfach ihren Helm und verschwindet.

Sie will wissen, was mit Marco passiert ist, dem Jungen, der auf der Straße tot umgefallen ist. Die Rechtsmedizin findet Spuren körperlicher Misshandlung. „Wer schlägt einen Zwölfjährigen tot?“, fragt Pflegevater Hanno Schilchow (Ronald Kukulies). Verzweiflung in seiner Stimme.

Doch läuft wirklich alles so glatt in der vom Jugendamt geschätzten Pflegefamilie Schilchow, die Marco wie auch dessen Bruder Sascha (Nino Böhlau) aufgenommen hat, weil die leibliche Mutter trinkt und drogenabhängig ist? Und was hat es mit der wertvollen Taschenuhr auf sich, die die Polizei bei Marco gefunden hat? Die Ermittlungen ergeben, dass es in der jüngsten Zeit in der Nähe des Tatortes Einbrüche gab. Eine 85-jährige Frau wurde dabei so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus starb.

Der Magdeburger „Polizeiruf“ ist bis dato keineswegs verwöhnt mit logischen Handlungsbögen. Aber in diesem Polizeiruf passt der Plot.

Der Zuschauer im CinemaxX ist neugierig auf das neue Ermittler-Duo, nachdem Sylvester Groth ausgestiegen war, und merkt schnell, dieser Köhler, gespielt von Matschke, hat es wahrlich auch nicht leicht an der Seite der Einzelgängerin Brasch. „Können Sie einfach mal die Klappe halten?“, haut sie ihrem neuen Kollegen an den Kopf. Später ist es gar der Helm. Aber der Neue wird auch mit seiner Beule im Gesicht nicht müde in seinem Lächeln. Sie ignoriert es und fährt mit ihrem Motorrad zur Pflegefamilie, er folgt mit dem Auto.

Was sie herausfinden, geht an die Nerven der keineswegs abgestumpften Ermittler. Eine Mutter, die trinkt, von ihrem 16-jährigen Sohn verprügelt und beschimpft wird. „Du bist und bleibst ein Scheißjunkie“ brüllt Sascha ihr ins Gesicht und drischt ein auf die am Boden Liegende, die wohl weniger ihre Schmerzen als vielmehr ihr totes Kind beweint. Und in der Tür steht die behinderte Nadine, schaut geschockt zu ob dieser Wut und Gewalt und pullert sich in die Hose.

Tränen. Immer wieder rollen sie bei den sensibel gezeichneten, gut besetzten Figuren der Pflegefamilie und der leiblichen Mutter. Tränen für jede Menge Enttäuschung und Ausweglosigkeit und diese nicht erfüllte Sehnsucht nach einem anderen Leben. Mittendrin Brasch, die coole Kommissarin mit dem zarten Kern, die ihre Handynummer für die Kinder mal schnell an einen Türpfosten schreibt, und dann auch einsam zu Hause sitzt und eingeholt wird von ihrem nicht wirklich funktionierenden Familienleben.

„Endstation“ berührt emotional. Es ist ein harter Krimi – bis zur letzten Minute. Trotzdem gelingt dem Team um Regisseur Matthias Tiefenbacher, der wie die neue Produktionscrew mehrere der erfolgverwöhnten Münsteraner „Tatorte“ verantwortete, auch ein fein dosierter Humor.

Mit dieser neuen Polizeiruf-Crew darf es bitte weitergehen.

Der Magdeburger „Polizeiruf 110“ läuft am Sonntag, 29. Mai, in der ARD. Beginn ist 20.15 Uhr.