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ProSieben "The Masked Singer" erhält zweite Staffel

Trotz Rekordtemperaturen schlüpfen in einer ProSieben-Show auch diese Woche Promis unter schweißtreibende Masken.

24.07.2019, 12:00

Köln (dpa) | Dieser Mann und seine Konkurrenten geben zurzeit Millionen Menschen in Deutschland Rätsel auf: Ein zur Unkenntlichkeit verkleideter Sänger im Astronautenanzug bewegt sich wie schwerelos über die ProSieben-Bühne – und singt eine Ballade. Als die letzten Töne verklingen, lässt er das Mikrofon in seinem Glitzerhandschuh langsam sinken. Das Publikum tobt, der Applaus will nicht enden. Um genug Anrufe der Zuschauer muss sich der Kandidat der Sendung "The Masked Singer" keine Sorgen machen. Es sind die üblichen Balladen, üblichen Gute-Laune-Hits: Was die Musik angeht, unterscheidet sich "The Masked Singer" kaum von anderen Shows. Doch eines ist völlig anders. Es ist Trumpf und Problem der Sendung zugleich. Am Donnerstag (20.15 Uhr) steigt das Halbfinale. Millionen werden zuschauen.

Das Konzept ist so simpel, dass es fast verwunderlich ist, dass es erst im Jahr 2019 im deutschen Fernsehen gelandet ist: Prominente verkleiden sich, bis man sie nicht erkennt, und performen auf einer Bühne. Alle anderen müssen raten, wer dahinter steckt. So muss sich der als Astronaut verkleidete Publikumsliebling nicht nur gegen tierische Rivalen wie Grashüpfer, Panther oder Kudu durchsetzen, sondern auch gegen einen Engel und ein kleines, pinkes Monster.

Obwohl die Zuschauer vor den Fernsehern wie in klassischen Casting-Shows ihren Favoriten per Anruf in die nächste Runde wählen, geht es bei "The Masked Singer" gar nicht so sehr ums Gewinnen, sondern vielmehr darum, das Geheimnis der eigenen Identität möglichst lange zu wahren. In den USA war die Rate-Show ein großer Erfolg.

Auch ProSieben fährt hierzulande mit der Maskenparade Rekordquoten ein – in der vierten Folge schauten rund 100.000 Zuschauer mehr als in der Vorwoche zu, insgesamt waren es an dem Abend mehr als drei Millionen. Unter den jüngeren zwischen 14 bis 49 hatte die Show einen Marktanteil gut 27 Prozent. Und die Sendung hat mit jeder Ausgabe Publikum gewonnen. Das gelingt im deutschen TV so gut wie nie.

Der Erfolg könnte auch daran liegen, dass Zuschauer sich nicht nur am Donnerstagabend den Kopf zerbrechen. Sie rätsele "24 Stunden, 7 Tage die Woche", sagt Collien Ulmen-Fernandes, die mit Ruth Moschner und Max Giesinger zum ständigen Rate-Team der Sendung gehört. Mittlerweile verfolgten die Spekulationen sie bis in ihre Träume.

Auch auf Twitter und Facebook wird eifrig geraten: "Max Mutzke, eindeutig", schreibt ein Nutzer über den Sänger im glitzernden Raumanzug – ein Tipp, der sich ziemlich hartnäckig hält. Im sendereigenen Online-Tippspiel finden nicht nur ganz ernst gemeinte Tipps Zustimmung: Hinter dem brachial auftretenden Macho im Kudu-Kostüm müsse US-Präsident Donald Trump stecken – so einer der Top-Tipps der Ratenden.

Zu jedem Auftritt gibt es Hinweise auf den jeweiligen Sänger hinter der Maske, etwa in kurzen Videos oder durch Gegenstände auf der Bühne. Aber bringen ein Burger, eine Trillerpfeife oder Buchstabenkekse wirklich die Lösung näher? Beim Rate-Team lösen die Indizien zuletzt eher noch größere Verwirrung aus. "Ich weiß nicht mal mehr, wer ich selber bin", rief Ulmen-Fernandes verzweifelt.

Um das Geheimnis zu wahren, gelten bei ProSieben strenge Regeln. Auch hinter der Bühne müssen die Kandidaten maskiert bleiben und einheitliche "Don't Talk to me"-Pullis tragen. Lediglich acht Mitarbeiter wüssten, wer sich hinter den Masken verbirgt, heißt es vom Sender. Auch die Kandidaten stellt das vor besondere Herausforderungen: "Am schwierigsten war es, meine Mutter anzulügen", sagte das schwedische Model Marcus Schenkenberg nach seiner Enthüllung als Eichhörnchen in der vergangenen Sendung.

Den Moment der Demaskierung erleben viele Fans der Sendung bisher als Enttäuschung. "War nicht die Rede von "Stars" unter den Masken?", schrieb ein Zuschauer auf Twitter nach der Enthüllung des 50-jährigen Schenkenberg – den insbesondere viele Jüngere offensichtlich nicht kannten. Auch als Schauspieler Heinz Hoenig (67) eine Woche zuvor seine Kakadu-Maske fallen ließ, hagelte es Spott. ProSieben-Chef Daniel Rosemann stört das nicht: "Kritik gehört zu jeder erfolgreichen Show", sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Der Sender lässt sich von der Kritik nicht verunsichern und plant schon eine zweite Staffel für 2020. "Ich freue mich jetzt auf neue verrückte Masken im nächsten Jahr", so Rosemann. Ob die erste Staffel bis zum Finale am 1. August noch mehr Prominenz zu bieten hat, als die bisher Ausgeschiedenen vermuten lassen? Da hilft nur Abwarten – und Weiterrätseln.