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Roberto Benigni Italiens Komiker Nummer eins wird 65

Mit "Das Leben ist schön" erlangte Roberto Benigni vor 20 Jahren Weltruhm. Nun feiert der Italiener seinen 65. Geburtstag.

26.10.2017, 23:01

Rom (dpa) l Es gibt Filmszenen, die stehen für die ganze Größe eines Schauspielers. In „Night on Earth“ von Regisseur Jim Jarmusch spielt Roberto Benigni einen römischen Taxifahrer, der nachts mit seinem klapprigen Auto durch die Gassen der Stadt kurvt und einen Priester mit einer Beichte über Sex mit Gemüse und Schafen in den Tod treibt. Niemand könnte das besser darstellen als der kleine, dürre Benigni, Oscarpreisträger und Italiens Starkomiker schlechthin. Improvisation ist genauso seine Stärke wie die bittersüße und urkomische Kritik an Politik und Religion. Heute wird Benigni 65 Jahre alt.

Eines seiner Lieblingsziele: Silvio Berlusconi, mehrmaliger italienischer Ministerpräsident, Womanizer, Milliardär und Rechtsbrecher. „Berlusconi gehört in den Kreis der Wollüstigen, der Maßlosen, der Lügner, der Machtbesessenen, der Habgierigen und, und, und. Eigentlich sollte man für ihn einen eigenen Teil der Hölle reservieren“, sagte Benigni einmal der „Frankfurter Rundschau“. In US-Präsident Donald Trump sieht er eine klare Kopie Berlusconis. „Von uns abgekupfert, alles“, so Benigni in der Zeitung „La Repubblica“.

Auch die katholische Kirche zieht er mit Vorliebe durch den Kakao, für eine Kritik an Papst Johannes Paul II. in den 80er Jahren wurde er nach eigenem Bekunden zu einem Jahr Haft verurteilt.

Benigni, der aus einer armen Bauernfamilie aus der Toskana stammt, sollte eigentlich selbst eine Priester-Karriere einschlagen. Die Karriere scheiterte jedoch an einem Hochwasser, das das Priesterseminar in Florenz überflutete. Trotz aller Kritik an der Kirche trat Benigni auch im Vatikan auf, zum Beispiel als er ein Interview-Buch über Papst Franziskus vorstellte.

Der Höhepunkt seiner Karriere war aber wohl die Oscar-Verleihung, als er 1999 für die Tragikkomödie „Das Leben ist schön“ mit Auszeichnungen überhäuft wurde. Als einziger in der Geschichte der Oscars gewann er auch als Hauptdarsteller eines nicht-englischsprachigen Films. In der Geschichte ist Benigni ein KZ-Häftling, der seinem Sohn vorspielt, alles sei nur ein Spiel. International wurde das Stück für seine sensible Herangehensweise mit Lob überschüttet. Benigni konnte auch aus eigener Erfahrung berichten, war doch sein Vater zwei Jahre im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Bei der Oscarverleihung kletterte der Schauspieler außer sich vor Glück über die Stuhlreihen und hielt eine Dankesrede in seinem so typischen wie liebenswürdigen Sprachschwall.

Auch seine Frau Nicoletta Braschi spielt wie in „Das Leben ist schön“ in der Regel an seiner Seite. Und dann sind da die Frauen, die Benigni stets überschwänglich würdigt. In Interviews betont er gerne die Tatsache, dass er mit seiner Mutter und seinen drei Schwestern aufwuchs („mit denen ich in einem Bett schlief“), weil sein Vater ständig am Arbeiten war. „Für mich sind die Frauen die Krone der Schöpfung! Schönheit in Vollendung! Dass wir hier sind, verdanken wir euch Frauen!“, sagte er in der „Zeit“.