1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Von Stendal nach Hollywood

Schauspiel Von Stendal nach Hollywood

Schauspieler Maik Rogge zieht es nach ersten TV-Auftritten nach Hollywood. Sein Film "Bridge of Spies" wurde für sechs Oscars nominiert.

01.02.2016, 23:01

Herr Rogge, unser letztes Interview liegt fast auf den Tag genau ein Jahr zurück. Damals haben wir über Ihre Begegnung mit Tom Hanks und Steven Spielberg beim Dreh zum Film „Bridge of Spies" geredet. Jetzt ist der Film, in dem Sie einen Grenzsoldaten spielen, für sechs Oscars nominiert. Wie fühlt sich das für Sie an?

Geil! Das ist natürlich der Verdienst von Tom Hanks und von den anderen, die große Rollen hatten. Das ist ja ganz klar. Aber dabei zu sein, ist natürlich toll.

Wie war denn der Dreh?

Es war unglaublich, was dort an Aufwand betrieben wurde, sei es für die Technik oder für die Kulissen. Alles ist auf den Punkt geplant, sehr akribisch vorbereitet. Andererseits hat Spielberg große Freude daran, Dinge auszuprobieren und aus den Schauspielern das beste rauszuholen. Aus allen, nicht nur aus den Hauptdarstellern.

In dem Film geht es grob umrissen um den Austausch von Agenten zwischen dem amerikanischen und russischen Sektor zu Zeiten des Kalten Krieges. Was war Ihr Rolle?

Ich bin im Film ein Grenzsoldat. Gedreht haben wir in Berlin am Gleisdreieck, das im Film den Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße darstellt. Es war eine der Szenen, die ich direkt mit Tom Hanks in Kontakt kam. Das war schon cool. Tom Hanks ist ein toller Typ.

Waren Sie bei der Filmpremiere in Berlin mit dabei und haben Hanks und Spielberg nochmal getroffen?

Ja, ich war bei der Premiere. Steven Spielberg und Tom Hanks waren auch da, aber wir haben uns nicht persönlich getroffen. Sie sind auch zum Film nicht geblieben. Den haben sie ja in New York schon gesehen. Sie waren auf dem roten Teppich, haben Präsenz gezeigt und das war’s dann.

Was ist das für ein Gefühl, sich selbst auf der großen Leinwand neben solch großen Stars zu sehen?

Zuerst immer ein bisschen komisch, dann legt sich das und ich gewöhne mich an mich selbst! Irgendwann gefällt es mir sogar, vor allem wenn Tom Hanks mit im Bild ist. Nein, im Ernst, ich versuche mich immer möglichst neutral anzugucken, aber es ist doch meistens sehr aufregend und ich bin dann sehr kritisch.

Gab es denn Reaktionen aus Ihrem Freundes- oder Kollegenkreis in Bezug auf den Film, jetzt wo er für sechs Oscars nominiert ist?

Der Film erregt ja nicht so viel Aufmerksamkeit wie ein James-Bond-Film. Ich habe das Gefühl, dass die Leute den Film schon wahrnehmen, aber dass er nicht für einen großen Wirbel sorgt. Aber ja, es gab schon Reaktionen, Freunde die geschrieben haben: Cool, ich gehe ins Kino und wen sehe ich da: Maik Rogge. Das ist natürlich toll.

TV, Kino oder Theater? Wie soll es künftig für Sie weiter gehen?

Ich möchte auf jeden Fall gerne weiter Film machen. Und eigentlich möchte ich gerne nach Hollywood ziehen…Das klingt jetzt komisch, oder?

Warum? Man darf doch träumen...

Der Dreh hat mich sehr inspiriert und ich habe jetzt  noch mehr Lust, damit weiterzumachen. Träume sind natürlich gut und sollte man auch ernst nehmen. Wichtiger ist aber glaube ich noch, dass man das, was man gerade macht so gut wie möglich macht. So wird man auch seinen Traum verwirklichen können. Schritt für Schritt.

Was wäre denn in Hollywood für Sie die Rolle Ihres Lebens?

Auf jeden Fall ein Bösewicht, zum Beispiel … ach nee, dafür bin ich noch zu jung…

Jetzt bin ich aber neugierig…

Im Theater wäre es Richard III oder Jago, beide von Shakespeare. Im Kinos so eine Rolle wie die von Leonardo DiCaprio in „Catch me, if you can". Sowas windiges, smartes, charmantes und doch durchtriebenes. Jemanden zu spielen, dem man nicht über den Weg trauen kann, der aber durch seinen Charme besticht. Oder den nächsten James Bond! Das wär’s!

Was können Sie denn vom dem Dreh zu „Bridge of Spies" für sich selbst mitnehmen?

Die Mentalität der Amerikaner am Set war irgendwie anders, als hier in Deutschland. Wohlgesagt: anders! Ohne Wertung! Ich hatte den Eindruck, dass die Amerikaner mit mehr Leichtigkeit spielen, so aus der Hüfte heraus. Das tut dem Spiel gut.

Also entsprechen wir Deutschen tatsächlich dem Klischee eher steif und spröde zu sein, sogar vor der Kamera?

Nein, auf keinen Fall. Das wäre falsch. Aber die Amerikaner sind vielleicht intuitiver.

Derzeit haben Sie in Würzburg wieder festen Theaterboden unter den Füßen. Was sind Ihre aktuellen Projekte?

Ich habe zuletzt die  Hauptrolle in dem Stück „Märtyrer" gespielt. Das ist ein Jugendlicher, der aus der Bibel zitiert, dabei ziemlich extrem ist und sein Umfeld damit terrorisiert. Und jetzt gerade laufen die Proben für das Stück „Tod eines Handlungsreisenden".

Dazu gab es auch einen sehr bekannten Film mit Dustin Hoffman. Da können Sie doch gleich Ihr nächstes Filmprojekt ansteuern.

(Lacht) Ja, das wär’s. Hoffman ist ein super Typ. Aber den Film gibt’s ja leider schon.

Aber Hollywood steht auf Remakes …

Das stimmt. Da hätte ich nichts dagegen.