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Studio der DDR  50 Filmklassiker zum Defa-Jubiläum

Defa als Filmstudio der DDR stand für Propagandawerke, brachte aber auch bemerkenswerte Filmkunst hervor. Der MDR zeigt 50 Filmklassiker.

Von Grit Warnat 23.01.2016, 00:01

Leipzig l Kurt Maetzig war einer der Gründungsväter der Defa. Heute steht der Name des Regisseurs stellvertretend für eine äußerst wechselvolle DDR- Filmgeschichte: Maetzig drehte kritiklose Thälmann-Propaganda-Streifen, bis auch er von den SED-Oberen als konterrevolutionär betitelt und abgestraft wurde. Sein legendä­res Drama „Das Kaninchen bin ich“ mit Angelika Waller wurde auf dem 11. ZK-Plenum 1965 verboten. Die Tagung ging als Kahlschlag-Plenum hinsichtlich der DDR-Kulturpolitik in die Geschichte ein.

Maetzigs erster Film „Ehe im Schatten“ entstand 1947, als die Defa den Nationalsozialismus für die Leinwand aufarbeitete. Der Pionier der Defa hatte dafür das authentische Schicksal des Schauspielers Joachim Gottschalk (1904–1941) und dessen jüdischer Ehefrau Meta aufgearbeitet, die sich das Leben nahmen, kurz bevor sie von den Nazis deportiert werden sollten. Maetzig sah Parallelen zu seiner Biografie, seiner jüdischen Mutter, die Berufsverbot erhielt und sich später das Leben nahm. „Fast alles, was ich im Film ,Ehe im Schatten‘ erzählte, erlebte ich im Umkreis meiner Familie und meiner Freunde“, wurde der Regisseur von der Nachrichtenagentur dpa zitiert.

„Ehe im Schatten“ hatte mehr als zehn Millionen Zuschauer. Am 25. Januar (23.55 Uhr) startet der MDR seine Klassiker-Reihe anlässlich 70 Jahre Defa mit diesem Film und erinnert zugleich an Maetzig, der an diesem Tag 105 Jahre alt geworden wäre.

In seinem Programmschwerpunkt „Defa 70“ begleitet der MDR bis zum Jahresende das Jubiläum und strahlt 50 Filme verschiedener Genres aus, darunter Gegenwarts-, Science-Fiction- und India­nerfilme sowie Krimis. In der Auswahl setzte der Sender auf die wichtigsten Regisseure der DDR und ihre Filme wie Frank Beyer mit „Nackt unter Wölfen“ nach dem Roman von Bruno Apitz, „Jakob, der Lügner“ nach dem Buch von Jurek Becker sowie den verfilmten Erik-Neutsch-Roman „Spur der Steine“ mit Manfred Krug, der wie auch die Filme „Karla“ und „Das Kaninchen bin ich“, beide aus dem Jahr 1965, nicht gezeigt werden durfte. Von Konrad Wolf stehen die Literaturverfilmungen „Der geteilte Himmel“ und „Professor Mamlock“, ein Theaterstück des Vaters Friedrich Wolf, auf dem Programm.

Der gewählte filmische Querschnitt zeigt auch große Schauspielkunst und das schwierige Verhältnis zwischen Politik und Kunst. „Die Legende von Paul und Paula“, der Film mit Winfried Gatzeder und Angelica Domröse kam 1973 in die Kinos, war mehr als eine Liebesromanze, er war geprägt von der Sehnsucht nach Freiheit und Glück und wurde zum Kult in der DDR.

Der Name Defa steht auch für Indianer-Klassiker wie „Apachen“ (1973) und „Chin­gachgook, die Große Schlange“ (1967) sowie die Märchenfilme „König Drosselbart“ (1965) und „Rotkäppchen“ (1962), die ab Mai gezeigt werden.

Zudem wird der MDR im Mai, dem Gründungsmonat der Defa, eine neuproduzierte zweiteilige Dokumentation über die Geschichte des Filmstudios senden.