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Komödie Ossi-Agenten müssen noch mal ran

Die Komödie "Kundschafter des Friedens" nimmt die deutsch-deutsche Agentengeschichte aufs Korn. Mit dabei: eine einstige Genthinerin.

Von Elke Vogel 22.01.2017, 23:01

Berlin/Genthin (dpa/es) l Sie nennen ihn Zonen-James-Bond. Die aktiven Tage seiner Spionage-Karriere sind allerdings längst vorbei. Für einen Auftrag des einstigen Erzfeinds BND trommelt Jochen Falk (Henry Hübchen) seine alte Truppe noch einmal zusammen: Die „Kundschafter des Friedens“.So lautete die reichlich verniedlichende Bezeichnung der DDR für ihre Spione. Und so heißt auch die Komödie über ein Stück eher unbekannte deutsch-deutsche Geschichte, für die Regisseur Robert Thalheim („Am Ende kommen Touristen“) ein Starensemble vor der Kamera versammelt hat.

Der Film kommt am Donnerstag in die Kinos. Er wurde teilweise in Sachsen-Anhalt gedreht. Außerdem ist mit Antje Traue in der Rolle der BND-Mitarbeiterin Paula auch eine Sachsen-Anhalterin dabei. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Genthin.

An der Seite von Henry Hübchen („Alles auf Zucker!“, „Whisky mit Wodka“) als gealtertem und herrlich bissigem Star-Spion Jochen Falk spielt ein weiterer Komödien-Spezialist: Michael Gwisdek („Good Bye, Lenin!“) ist der verschrobene, sympathisch trottelige Techniker Jaecki der Altherren-Agentenriege – quasi der James-Bond-„Q“ der Ossi-Spione. Eine Glanz- und Paraderolle für Gwisdek, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat.

„Paul und Paula“-Star Winfried Glatzeder wird als Romeo-Agent Harry zur Umgarnung der weiblichen Welt reaktiviert, der sich erst langsam wieder warmlaufen muss. Vierter im Bunde ist Logistiker Locke, den Thomas Thieme („Das Leben der Anderen“) als ominösen Kredithai mit immer dem richtigen Argument spielt. Damit die konsequent nach alter Schule arbeitenden Alt-Agenten (Falk: „Der Computer bleibt aus! Wir arbeiten analog“) in den Weiten der neuen Spionage-Welt nicht ganz verloren gehen, stellt der Bundesnachrichtendienst ihnen die junge Kollegin Paula an die Seite.

Der Auftrag der bunten Truppe lautet: den in Katschekistan verschollenen BND-Agenten Kern (Jürgen Prochnow) aufspüren und die Friedenskonferenz für das fiktive Land retten.

Falk wittert seine große Chance – denn mit dem West-Agenten Kern hat er noch ein Hühnchen zu rupfen. Falk willigt also ein, dem BND zu helfen und fordert im Gegenzug „die volle Westrente“ und die Mobilisierung der alten Kundschafter.

Die Geschichte ist wie bei vielen Komödien etwas an den Haaren herbeigezogen, nicht durchgehend schlüssig und sie nimmt es mit der historischen Wahrheit natürlich nicht allzu genau. Doch die Gags in „Kundschafter des Friedens“ zünden.

Der Film hat ein rasantes Tempo, viele ironische Anspielungen auf das Agentenfilm-Genre und er spielt mit Retro-Optik – wie etwa im Vorspann, mit dem die Komödie als Hommage an 70er-Jahre-Filme mit schrillen Farben und Szenen aus der Vergangenheit des Zonen-Bonds startet.

Vor allem aber lebt „Kundschafter des Friedens“ von der stimmigen Chemie zwischen den Figuren, die sich witzige Verbal-Schlachten mit den jungen BND-Vertretern liefern.