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Konzert Chris de Burgh singt Hymnen bei Mondschein

Das Konzert am Donnerstag besuchten junge und alte Fans des Iren. Zahlreiche Karten hatten Damen in Rot gekauft.

Von Claudia Klupsch 29.07.2016, 23:01

Magdeburg l „Wunderbar, wieder in Magdeburg zu sein“, begrüßt Chris de Burgh sein Publikum. Er ist wieder hier, auf der Seebühne des Elbauenparks. Und auch seine Fans sind wieder da. Wie zuletzt 2012. Die nahezu ausverkaufte Arena feiert auch 2016 ihren Star.

Als Star kommt Chris de Burgh ganz und gar nicht daher. Das tat er auch in jüngeren Jahren nicht. Der Mann ist eher von unscheinbarem Äußeren. Glitzer und Glamour hat er ohnehin nicht nötig. 40 Bühnenjahre, Millionen verkaufte Tonträger, unzählige Konzerte, Gold und Platin – Chris de Burgh ist ein Großer des Musikgeschäfts. 67 Jahre ist er jetzt alt, könnte von seinen Tantiemen zehren. Doch der Ire ist eben Musiker, ein richtiger Musiker. Heute wie vor Jahrzehnten gibt er begeisternde Konzerte, produziert neue Lieder, bringt die Hits vergangener Tage frisch zu Gehör. Auf seiner diesjährigen Sommertour hat er sich mit dem Keyboarder Nigel Hopkins verstärkt. Die unverwechselbare, berührende Stimme des Sängers, begleitet von einem Meister des Instrumentalen, macht das Konzert im abendlichen Elbauenpark zu einem orchestralen Erlebnis.

Ohne lange Vorrede legt Chris de Burgh los. Seine Balladen und Hymnen fügen sich in die abendliche Stimmung unter Mondschein ein. Kritiker würden Melodie und Text so manchen Liedes als schnulzig kategorisieren. Für das Publikum ‒ gut gemixt aus Männern und Frauen fast jeden Alters ‒ sind sie süßer Ohrenschmaus. Songs wie „A woman‘s heart“ oder „Fire on the water“ lassen Bewegung in die Zuschauerreihen kommen. Erkennt das Publikum die Melodie, wird dies mit Beifall erfreut mitgeteilt.

Der Sänger zeigt seine vielen Facetten, singt, spielt Gitarre und Piano . Bei „Here is your Paradise“ begleitet er sich selbst am Klavier und lässt den ungemein poetischen Liebessong wirken. Keyboarder Hopkins entlockt bei „My heart‘s surrender“ seiner Anlage derart machtvolle Töne, dass ein ganzes Orchester auf der Bühne zu vermuten wäre. Doch da agieren tatsächlich nur zwei Künstler – einer an den Geräten und einer, dem es keine Mühe macht, mit einem Orchester zu singen. Bei „Summer rain“ wird gute Laune versprüht, die Version von Elvis´ „You are always on my mind“ lässt Feuerzeuge aufflammen.

Chris de Burgh ist nicht nur Sänger, sondern auch ein wunderbarer Entertainer. Er macht witzige Bemerkungen über Damen in High Heels („very, very schmerzende Füße“) und versichert dem Publikum, „wie Engel“ zu singen. Verehrerinnen dürfen ihm während des Konzerts Blümchen überreichen. Er lässt augenzwinkernd wissen, dass er auch Schokolade, Wein, Champagner und „Cash“ (dt. Bargeld) entgegennehmen würde. Die Sympathien fliegen ihm zu, ein Mann ohne Allüren, einer, der seinem Publikum ganz nah ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Zum emotionalen Höhepunkt des Abends wird „Borderline“, die Hymne, die Chris de Burgh mit den Worten „Liebe ist stärker als Hass“ ankündigt. Mitten im Lied, als er nach dem Sinn von Kriegen fragt („I will never know how men can see the wisdom in a war“), brandet Beifall auf. Viele hält es nicht auf ihren Sitzen. „And it‘s breaking my heart“, singt diese einzigartige Stimme in den Abendhimmel und zielt den Menschen ins Herz. Eine junge Frau eilt auf die Bühne und umarmt dankend den Sänger.

Natürlich fehlt „The Lady in Red“ nicht. Dazu badet Chris de Burgh in den Zuschauerreihen, die vielen Frauen in roten Kleidern, die von ihrem Chris de Burgh in die Arme genommen werden wollen, das Händeschütteln, die Handyfilmer in Nahdistanz. Soviel ehrliche Nähe zwischen Fans und Star ist fast schon rührend.

Es steuert auf das Konzertfinale zu. Die Sitzordnung aufgehoben. Ganz nah kommen die Fans an die Bühne. Sie dürfen auf die Bühne, umringen den Künstler, tanzen zu „Don´t Pay the Ferryman“, „Missing you“ und „High on Emotion“. Es wird mitgesungen und geklatscht, bis der letzte Ton verklungen ist. Dass Chris de Burgh bald wiederkommt, dürfte der Wunsch der Konzertbesucher sein.