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Kultur Bödecker-Kreis setzt auf den Herbst

Der Friedrich-Bödecker-Kreis wird im Oktober 30 Jahre alt. Dann setzt der Verein zur Literaturförderung wieder auf Lesungen und Festivals.

Von Grit Warnat 13.08.2020, 08:00

Halle l 2020 sollte eigentlich ein schönes Geburtstagsjahr für den Friedrich-Bödecker-Kreis (FBK) und seine 285 Vereinsmitglieder werden. Der bundesweit tätige Verband trägt die literarische Nachwuchsarbeit und initiiert sparten- und generationsübergreifend Projekte. Doch wie überall durchkreuzte die Corona-Pandemie etliche Pläne. Anstatt zu klotzen, musste abgesagt werden: die Vorhaben zur ausgefallenen Leipziger Buchmesse im März, die Eröffnung des Bücherfrühlings, die Landesschreibwerkstatt, die Verleihung der Lesekrone, mit Tausenden teilnehmenden Grundschulkindern einer der wichtigen Wettbewerbe im Land.

Schriftstellern fehlte monatelang die Öffentlichkeit, Schülern die Projekte zur Leseförderung und der Kontakt zu Autoren, die fürs Lesen begeistern. 51 Lesungen hätten 2020 erst durchgeführt werden können, sagt Sandra Heuchel. Aber die sachsen-anhaltische Bödecker-Geschäftsführerin schaut wohlgemut in den Herbst: „Es sind 265 Lesungen angemeldet. Schulprojekte finden alle wie geplant ab dem neuen Schuljahr statt.“ Der Wunsch nach Schullesungen sei groß gewesen – bei Lehrern, vor allem aber bei Kindern, sagt Heuchel.

Während sie die Zusammenarbeit mit den Schulen auf einem guten Weg sieht, seien die Bibliotheken bei Lesungsanfragen immer noch zurückhaltend. „Wir wünschen uns, dass bald mehr geschieht“, so die Geschäftsführerin. Man brauche die Bibliotheken als Lesungsorte für regionale Literaten. Auftrag des Bödecker-Kreises ist schließlich, sie zu unterstützen, ihnen ein Podium in der Öffentlichkeit zu bieten. Doch der Aufwand mit den Hygiene- und Sicherheitsvorgaben sei vielen Einrichtungen wohl zu hoch, meint Heuchel.

„Ein Autor lebt davon, Kontakt zum Publikum zu haben“, sagt Heuchel. In kontaktarmer Zeit kein leichtes Unterfangen. Der FBK setze bereits auf Angebote unter freiem Himmel, verstärkt auch auf Kulturvereine. „Wir strecken die Fühler in alle Richtungen aus“, sagt sie. Auch hin zur Winzervereinigung Freyburg-Unstrut. In der Weinstadt wird am 10. Oktober zur literarischen Wein-Lese geladen. Mit dabei: Peter Berg, die diesjährige Gewinnerin des Landes-Literatur-Förderpreises Josephine von Blueten Staub, Marco Organo, der mit diesem Preis 2017 geehrt wurde, und Sabine Raszkowski.

Der Herbst ist traditionell eine veranstaltungsintensive Zeit für den Bödecker-Kreis. So soll es möglichst auch in diesem Jahr sein, auch wenn am Gründungstag 22. Oktober nicht so gefeiert werden kann, wie es geplant war. Die InterLese ist aber gesetzt. Am 21. November soll das Finale des internationalen Lesefestivals für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Literaturhaus Halle stattfinden. Bei Internationalität glaubt man dieser Tage nicht so recht an eine Durchführbarkeit. Heuchel zeigt sich jedoch zuversichtlich, der FBK erwarte nach jetzigem Stand Autoren aus der Ukraine, Österreich, Belgien, der Slowakei, so die Medienwissenschaftlerin. „Wir würden gern auch unseren Gast aus Armenien begrüßen. Aber dahinter steht noch ein großes Fragezeichen“, so Heuchel.

Einige dieser Autoren werden zudem an dem erstmalig geplanten InterLese Poetry Slam auftreten. Zur InterLese in Magdeburg ist der niederländische Kinder- und Jugendbuchautor Simon van der Geest geladen, laut Heuchel einer der bedeutendsten Nachwuchsautoren im Nachbarland. Er sei für sein iterarisches Werk zweimal mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet worden, dem wichtigsten Preis für Kinder- und Jugendliteratur in den Niederlanden. Im November wird er an Magdeburger Gymnasien seinen auf Deutsch erschienenen Jugendroman „Krasshüpfer“ präsentieren.

Ausführliche Informationen und das komplette Programm zur InterLese im Internet: www.fbk-lsa.de