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Kulturhauptstadt Mons zeigt van Goghs Anfänge

03.02.2015, 12:21

Mons Schemenhafte Striche und nur wenige Details: Die "Bergarbeiter im Morgengrauen im Schnee" hat Vincent van Gogh in Cuesmes gemalt, einem Dorf im belgischen Kohlerevier Borinage.

Die Zeichnung stammt aus dem Jahr 1880. Sie gehört zu den wenigen Arbeiten, die aus van Goghs Zeit im "schwarzen Land" im südwestlichen Belgien erhalten sind. Unter dem Titel "Van Gogh im Borinage. Die Geburt eines Künstlers" ist das Werk nun im Kunstmuseum in Mons zu sehen, der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas.

"Wie die Ausstellung zeigt, wurde van Gogh nicht als Meister geboren", sagt Kurator und Kunsthistoriker Sjraar van Heugten, der langjähriger Sammlungsdirektor des Van Gogh-Museums in Amsterdam war. Die bis zum 17. Mai dauernde Werkschau zeigt nun die Anfänge des niederländischen Künstlers, der dieses Jahr am 29. Juli seinen 125. Todestag feiert. Für van Heugten ein Höhepunkt im van Gogh-Jahr, denn die Anfänge des Malers im Borinage seien weitgehend unbekannt.

Auf seine ersten Schritte schien van Gogh nicht sehr stolz gewesen zu sein - er vernichtete fast alle seine Arbeiten aus den Jahren 1878 bis 1880. Dabei ging er wenig schonungslos vor. Bis zu 400 Werke habe er zerstört, erklärt Experte van Heugten. Und das, was erhalten werden konnte, sei in der Ausstellung zu sehen.

Gezeigt werden rund 70 Werke, darunter Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Nur sechs stammen aus van Goghs Zeit im Borinage. Ihre Motive dienen als roter Faden. Denn einfache Menschen und schlichte Häuser zogen sich als Bildthemen durch van Goghs Gesamtwerk. Vor allem auf die poetischen Darstellungen bäuerlichen Lebens von Jean-Francois Millet griff er immer wieder zurück.

Von den ersten Zeichnungen bis zu den letzten Ausführungen des Sämanns im südfranzösischen Arles lehnte sich van Gogh an Millet an, den er anfänglich auch zu Übungszwecken kopierte, ebenso wie Eugène Delacroix. Viele dieser Kopien hat er zwischen 1878 und 1880 entworfen - und wieder zerstört.

Zwischen dem etwas unbeholfenen Borinage-Zeichner und dem Maler der leuchtenden Sonnenblumen und vibrierenden Farben liegen knapp zwölf Jahre. Davon verbrachte er keine zwölf Monate an Malschulen, Akademien oder im Atelier seines Cousins Anton Mauve. Denn als van Gogh im Winter 1878 ins Borinage kam, wollte er eigentlich Hilfsprediger für die geschundenen Minenarbeiter werden. Stattdessen begann er, ausgemergelte Arbeiter und Hütten zu zeichnen. Wie die Ausstellung zeigt, hat sich van Gogh sein Können mühevoll selbst erarbeitet.