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Beethoven-Zyklus Virtuoses Spiel in der vierten Matinee

Von Renate Bojanowski 01.11.2010, 04:17

Magdeburg. Mit der vierten Matinee endete gestern im Magdeburger Gesellschaftshaus am Klosterbergegarten eine Reihe, die sich den Sonaten für Violine und Klavier von Ludwig van Beethoven widmete. Die an diesem Vormittag erklungenen Werke gehören zu den Spätwerken dieses Genres. Es musizierten der erste Konzertmeister der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Farhad Billimoria, und der Magdeburger Pianist Helge Gutsche.

Im Gesamtwerk Beethovens nehmen dessen zehn Sonaten für Violine und Klavier eher einen untergeordneten Platz ein. Welch reichhaltige kammermusikalische Klangkultur sie dennoch in sich bergen, konnte das Matinee-Publikum erleben.

Voller leichtfüßiger Eleganz entfaltete sich der reine, warme Violinklang im Kopfsatz der ersten A-Dur-Sonate op. 30. Wie von selbst schienen sich die Passagen ernsteren Tonfalls zu entwickeln, um schließlich in wunderbare Zartheit überzugehen. Diesen Tonfall griffen die Interpreten mit der differenzierten Melodieformung des Adagios auf, immer bedacht auf das Gleichgewicht zwischen den Instrumenten. Das Finale schließlich überzeugte mit einer ausgewogenen Balance zwischen entspannter Haltung und Glanz, die der abwechslungsreichen Variationenfolge unterschiedliche musikalische Charaktere zuschrieb.

Im Register des Stürmischen, Virtuosen steht Beethovens neunte Violinsonate in A-Dur op.47, die auch unter dem Beinamen "Kreutzer-Sonate" bekannt ist. Rudolphe Kreutzer, dem die Sonate gewidmet war, bezeichnete sie als "Klang gewordene Leidenschaft" und "Roman für Geige, geschrieben zum Ergötzen der Konzertbesucher in der Welt". Farhad Billimoria und Helge Gutsche wurden den Erwartungen und Ansprüchen, den diese Sonate sowohl an die Spieltechnik als auch an die Gestaltungsfähigkeit der Interpreten stellt, jederzeit gerecht. Im Kopfsatz erreichten sie eine spannungsvolle musikalische Atmosphäre mit ausgeprägten Kontrasten zwischen emotionalem Spiel und heiteren, gelassenen Passagen. Verträumt gaben sich die Instrumentalisten dem Mittelsatz hin, ehe sie sich mit eigener Charakteristik den fantasievollen Variationen widmeten, die in den virtuos gespielten Sechzehntel-Passagen der Violine ihren Höhepunkt fanden.

Diese Virtuosität sowohl des Pianisten als auch der Violine erfuhr im musikalischen Feuerwerk des Schlusssatzes schließlich seine passende Fortsetzung.

Auch wenn die zuvor gehörte Sonate gegenüber dem vielschichtigen musikalischen Kosmos der "Kreutzer-Sonate" ein wenig verblasste, überzeugten Farhad Billimoria und Helge Gutsche mit Engagement und virtuosem musikalischen Können sowie einheitlicher Linie im Zusammenspiel und im musikalischen Zwiegespräch über das gesamte Konzert. Die Zuhörer spendeten sowohl zur Pause als auch am Schluss begeisterten Beifall, der mit der Wiederholung des zweiten Satzes aus der Sonate in A-Dur, op. 30 als Zugabe belohnt wurde.