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Eine gewaltige Spannung mit leisen Tönen

17.06.2013, 01:36

Von Felix Bornholdt

Magdeburg l Die Spielzeit von Kunst Kultur Karstadt ging zu Ende und wird erst im September mit dem Pianisten Joja Wendt und vielen anderen State-of-the-art-Künstlern neu starten. Der Abschluss am Freitag wurde durch leise norwegische Töne der Sängerin Solveig Slettahjell und des Trompeters Sjur Miljeteig mit einer glanzvollen Krönung versehen.

In der Entwicklung des Jazz der letzten 20 Jahre wird es immer unbedeutender, Kategorien anzuwenden. Immer mehr Grenzen werden eingerissen, Verknüpfungen ausprobiert und so kommt es, dass uns Solveig Slettahjell als Soul-, Pop- und Bluessängerin und Songschreiberin erscheint und mit einem Rechner Digitales mit Analogem vermischt und manches Mal bis auf die Stimme auf alles verzichtet wird.

Eigene Titel und Coversongs

Zwischen eigenen Titeln wie "Be steady" mit der tröstenden Aufforderung, sei standhaft, sei stark und wenn nicht, lass mich dich tragen, mischen sich Coversongs und Standards. Doch wo liegt da eigentlich der Unterschied? Standards sind Songs, die so bemerkenswert sind, dass sie gecovert von vielen Musikern wiederholt und durch verschiedene Stilrichtungen hindurch übertragen wurden. So stellt Slettahjell neue Standards vor, darunter Leonard Cohens "Bird on the wire" und "Famous blue raincoat", Songs, die durch ihre ergreifende Ruhe dem Jazz einen Hauch von Andacht verleihen.

Denn andächtig war das Publikum, um still aufzusaugen, wie beide Musiker mit den leisesten Tönen gewaltige Spannung erzeugten, die Größe ihres Könnens nicht durch Lautstärke und Virtuosität, sondern durch das Wesentliche, den leisen Klang, den Verzicht auf Kraft wirkliche Stärke beweisen.