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Mal Bond-Bösewicht, mal Liebhaber: Schauspieler Klaus Maria Brandauer wird 70 "Mein Beruf ist ein Abfallprodukt"

18.06.2013, 01:16

Eine Karriere zwischen Hollywood und Burgtheater: Klaus Maria Brandauer ist seit Jahrzehnten ein international erfolgreicher Star. Auch mit 70 Jahren tritt er nicht kürzer.

Wien (dpa) l Klaus Maria Brandauer ist einer der wenigen österreichischen Weltstars, die es auch in Hollywood geschafft haben. Auf Theaterbühnen und im Film ist er schon seit Jahrzehnten eine rastlose Institution. Auch für seinen 70. Geburtstag am Samstag (22. Juni) legt der gebürtige Steirer keine Pause ein: An seinem Ehrentag steht er in Samuel Becketts "Das letzte Band" im Wiener Burgtheater auf der Bühne.

Auch wenn er von einem Rentnerleben weit entfernt ist, hadert der Künstler mit seinem Alter. "Das ganze Leben wird ein bisschen schwerer. Aber nicht deshalb, weil ich jetzt alt werde, sondern weil mir das Altwerden nicht gefällt", sagte er bei einer Presseaufführung des Stückes "Das letzte Band". "Ich finde es auch nicht gut, dass ich auf die Welt komme und schwuppdiwupp und dann muss ich wieder gehen." Seine Berufswahl hat er aber nie bereut: Die Schauspielerei sei die ideale Möglichkeit gewesen, sein Leben so zu gestalten, wie er es wollte. "Der Beruf ist ein zufälliges Abfallprodukt, um dieses Leben, das ich gern hätte, zu ermöglichen", sagte er im ORF.

Geboren wurde Brandauer 1943 als Klaus Georg Steng in Bad Aussee in der Steiermark. Die ersten Jahre wuchs er bei seinen Großeltern auf, dann zog er mit seinen Eltern, dem deutschen Zollbeamten Georg Steng und der Österreicherin Maria Brandauer, in die Schweiz und nach Deutschland. Nach seinem Abitur studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, brach seine Ausbildung aber 1963 für sein erstes Bühnenengagement in Shakespeares "Maß für Maß" am Landestheater Tübingen ab. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe und spätere Filmregisseurin Karin Müller und bekam einen Sohn mit ihr. 1992 starb Karin Brandauer an Krebs.

Nach Zwischenstopps in Salzburg und Düsseldorf schaffte Brandauer 1972 den Sprung ans berühmte Wiener Burgtheater. In den 70er Jahren etablierte er sich mit seiner Mischung aus Bubencharme und Zwielichtigkeiten als einer der begehrtesten deutschsprachigen Schauspieler. Er begeisterte als Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung" und als Romeo, aber auch in Werken von Arthur Schnitzler. In Salzburg machte er den "Jedermann" zu seiner Glanzrolle. Kritiker lobten seine ausgefeilte, virtuose Sprachkunst, seine eindringliche Stimme und sensible Darstellung. Das Burgtheater hat ihn mittlerweile zum Ehrenmitglied ernannt.

Gleichzeitig trieb er seine ebenso erfolgreiche Karriere im Film voran. Mit dem amerikanischen Agententhriller "The Salzburg Connection" machte er 1971 erstmals mit einer Filmrolle auf sich aufmerksam. Weltweite Bekanntheit brachte ihm seine Darstellung des "Mephisto" in István Szabós gleichnamiger und oscargekrönter Verfilmung von Klaus Manns Schlüsselroman über Gustaf Gründgens.

Im Afrika-Epos "Jenseits von Afrika" gab er an der Seite von Meryl Streep und Robert Redford den Baron Blixen-Finecke und erhielt einen Golden Globe. Im James-Bond-Film "Sag niemals nie" durfte er als Gegenspieler von Sean Connery der Bösewicht sein. Selbst Regie führte er etwa bei der Produktion "Georg Elser - Einer aus Deutschland" über den Hitler-Attentäter.

Nicht nur im Film lagen ihm die brüchigen Charaktere immer mehr als die glanzvollen Helden. Brandauer erwarb sich privat den Ruf des streitbaren Zampanos mit großem Ego. Selbst würde er dem nicht unbedingt zustimmen: "Ich meine es nicht so, wenn ich sage: Ich bin der Allergrößte, die anderen sind Weltpfeifen", sagte Brandauer der "Süddeutschen Zeitung" einmal.

Am Theater begeisterte Brandauer als Regisseur 2006 mit seiner Inszenierung von Brechts "Dreigroschenoper" im Berliner Admiralspalast mit Punkrocker Campino in der Hauptrolle das Publikum. Die Kritiken fielen jedoch deutlich schlechter aus. Auch für sein Debüt als Opernregisseur mit Wagners "Lohengrin" an der Kölner Oper 2006 kassierte er Bravo- wie Buhrufe. 2007 stand er in Peter Steins zehnstündiger Inszenierung von Friedrich Schillers "Wallenstein"-Trilogie in Berlin wieder selbst auf der Bühne, nach einem Bühnenunfall spielte er gar im Rollstuhl weiter. Zuletzt war er in Nikolaus Leytners Alzheimer-Liebesdrama "Die Auslöschung" an der Seite von Martina Gedeck im TV zu sehen.

Auch privat hat er nach dem Krebstod seiner ersten Frau wieder eine neue Liebe gefunden: 2007 heiratete Brandauer die um mehr als drei Jahrzehnte jüngere Theaterwissenschafterin Natalie Krenn in Berlin.