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Händel-Festspiele 2011 im Juni in Halle / Intendant Clemens Birnbaum: "Händel holte die Stars seiner Zeit, wir haben die von heute"

02.12.2010, 04:14

Georg Friedrich Händel (1685-1759) reiste 1719 an den Dresdner Hof zu Hochzeitsfeierlichkeiten des sächischen Kurprinzen Friedrich August II. mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha. Diese Reise bildet den programmatischen Schwerpunkt für die Händel-Festspiele vom 2. bis 12. Juni 2011 in Halle. Mehr als 50 Veranstaltungen mit 1400 internationalen Künstlern sind geplant.

Von Helmut Rohm

Halle. "Händel wollte in Dresden die damaligen Gesangsstars für seine Oper in England verpflichten. Wir begrüßen in Halle die Stars der Barockmusikszene von heute." So schlägt Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händel-Festspiele, den Bogen von einem der größten Barockfeste im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts zum kommenden Barockmusikfestival in Halle. Das fand in der Geburtsstadt des Komponisten erstmals 1922 statt und ist seit 1952 jährlich an authentischen Orten zu erleben.

2011 stehen 50 Verkaufsveranstaltungen und ein umfangreiches kostenloses Rahmenangebot im elftägigen Programm, über das Alexander Prinz von Sachsen die Schirmherrschaft übernommen hat. 1400 internationale Künstler werden erwartet. Sowohl hochrangige Solisten als auch Ensembles geben dabei vielfach ihr Debüt in Halle.

Clemens Birnbaum nennt zum Beispiel die Mezzosopranistin Vivica Genaux. Die aus Alaska stammende ECHO-Klassik-Preisträgerin 2010 wird mit dem Alte-Musik-Ensemble Concerto Köln ein Gala-Konzert gestalten. Oder das berühmte, auf historischen Instrumenten musizierende Londoner Orchestra of the Age of Englightenment.

Mit einem Händel-Programm stellt sich das Ensemble, als dessen Principal Artist unter vielen namhaften anderen auch Sir Simon Rattle wirkte, gemeinsam mit der jungen Sopranistin Elin Manahan Thomas vor. Das französische Ensemble Café Zimmermann oder der vielseitige amerikanische Jazzmusiker Uri Caine gehören ebenso in die Reihe weiterer hochkarätiger Künstler.

Sieben Opern, vier davon szenisch, werden bei den Hallenser Händel-Festspielen im kommenden Jahr zu erleben sein. Im Mittelpunkt steht als Neuinszenierung als szenische Produktion und Erstaufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe Händels "Ottone" an der Oper Halle. Bei seinem Aufenthalt in Dresden hatte Händel die Oper "Teofane" von Antonio Lotti erlebt. Das Libretto und auch Zitate der Musik Lottis verwendete er für seine Oper "Ottone". Das Stück um Otto II. und seine Teofane wurde sein größter Opernerfolg in England.

In Halle inszeniert Franziska Severin "Ottone". Für sie gilt es dabei zunächst, "innere Zeitsprünge zu überwinden". Vor zehn Jahren hat sie im schweizerischen St. Gallen "Teofane" auf die Bühne gebracht.

Vier Oratorien werden aufgeführt

"Wie erzählt man jetzt dieselbe Geschichte noch einmal neu? Das Libretto ist genau dasselbe, die Musik aber ganz anders", beschreibt sie die Ausgangssituation. Sie möchte sich auf das Interesse für die Figuren, die Frage, was bewegt die Menschen, konzentrieren und so auch das Publikum am Ende auf eine Zeitreise ins Heute mitnehmen, aber "ohne eine moderne Ästhetik".

"Außergewöhnlich" nennt Festivalintendant Birnbaum die Tatsache, das bei den kommenden Festspielen gleich vier große Oratorien Händels zur Aufführung kommen, darunter zwei als Erstaufführung. Dazu gehört das "Occasional Oratorio" HWV 62, das unter der Leitung von Howard Arman mit dem MDR-Rundfunkchor und dem Ensemble The English Consort erklingen wird. Obwohl sich Händel dafür bei schon existierenden Instrumental- und Chorwerken bedient hat und obwohl es keine Geschichte gibt, die erzählt wird, so Howard Arman, "ist die musikalische Qualität hier keineswegs schlechter als bei anderen Werken".

Sein Chor sei dabei von einer nicht alltäglichen Seite zu erleben, in einer etwa 30-köpfigen Besetzung. Alle 74 Mitglieder des Chores, der zu den größten im deutschsprachigen Raum gehört, wirken dann wieder im Abschlusskonzert der Festspiele in der Hallenser Galgenbergschlucht mit.

Das interreligiöse Projekt "Israel in Egypt – Von der Sklaverei zur Freiheit" wie auch das Konzert "Von Istanbul nach Dresden, von Süleyman zu Solimano" gehören zu den verschiedenen Brückenschlägen, die die Händel-Festspiele im kommenden Jahr bieten werden. Daneben gibt es unter anderem eine wissenschaftliche Konferenz, die 4. Kinder-Händel-Festspiele und ein Fest für die ganze Familie im Händel-Haus.

Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.