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Powermoves und Blumenwalzer Breakdance-Weltmeister "Da Rookies" rocken mit Tschaikowskys "Nussknacker"

Von Kathrin Singer 25.11.2013, 01:20

Magdeburg l Die Berliner "Flying Steps" haben es vor einigen Jahren vorgemacht: "Flying Bach" kombinierte das teilweise mit Beats unterlegte "Wohltemperierte Klavier" mit Breakdance und begeisterte weltweit. Im Alten Theater Magdeburg versuchten die Magdeburger "Da Rookies" nun im Handlungsballett "Der Nussknacker" eine Begegnung von klassischem Tanz mit Headspins, Powermoves und Freezes. Die erste abendfüllende Produktion der Breakdance-Weltmeister war Tschaikowsky pur; ohne breakdancetypische Beats.

Mit Nüsschen und Energydrinks waren die Zuschauer bestens ausgerüstet, dem Kino-Gong zu Beginn folgte aber leider ohne Bezug zum Stück zunächst eine Art Ouvertüre des klassischen Harzer Streichquartetts "Streichbar". Der eigentliche Start folgt dann mit explosiver Intensität. Hier zeigt sich die gute Wahl der Breakdancer für Peter Tschaikowskys Klassiker, denn Raymond Helds Nussknacker bewegt sich beispielsweise stakkatohaft-hölzern im Robot Dance.

Auch im Folgenden wird eindrucksvoll bewiesen: Blumenwalzer und Breaks schließen einander nicht aus. Verblüffend, welcher Drive sich vor allem in den Ensembleszenen aus der Musik auf die Tänzer überträgt. Stark sind die Konfrontationen der beiden Tanzstile immer dann, wenn es direkte Begegnungen gibt: wunderschön das Pas de deux vom Deutschen Meister des Hiphop 2013, Patrick Gehn, mit Lara Winkelmann, eine vorsichtige, teilweise heitere tänzerische Annäherung einfach nur durch unterschiedliche Ausdrucksformen.

Lara Winkelmann in der Rolle der Marie steht als einzige klassische Tänzerin allerdings eher im Schatten der präsenten neunköpfigen Breakdance-Truppe, der sie wenig entgegenzusetzen hat. Ihre weltmeisterliche Form zeigen die Jungs vor allem in den zahlreichen Ensemblenummern. Begeistert gefeiert werden sie in den virtuosen Breakdance-Battles, den Kampfszenen zwischen Mäusearmee und Spielzeugsoldaten. Es sind geradezu filmreiche Aktionszenen zu schwelgerischen Tönen des "Schneeflockenwalzers". Absoluter Höhepunkt hier: Ein K.-o.-Schlag zu schluchzenden Harfenklängen, großes Kino!

In den Hintergrund des von Monif Mohamed choreografierten Abends tritt hier freilich die Handlung, die an dem Abend bestenfalls angerissen wird. Wer eine komplette Geschichte erwartet hat, wurde sicherlich enttäuscht. Eine Anregung, auch im professionellen Tanzbereich über derartige Cross-over-Projekte nachzudenken, kann dieser Abend aber allemal sein. Die weltmeisterlichen Breakdancer wären vor Ort. Das Publikum dankte am Premierenabend mit stehenden Ovationen.

Nächste Vorstellung: 22. Dezember, 16 Uhr, Altes Theater Magdeburg