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Vermutlich 108 Kunstwerke mit ungeklärter Herkunft Verdacht auf NS-Raubkunst im Bundestag

31.12.2013, 01:19

Berlin (dpa) l Der Deutsche Bundestag überprüft bei der Suche nach NS-Raubkunst die eigene Kunstsammlung. Dabei gibt es zwei "Verdachtsfälle", die derzeit von einer Kunsthistorikerin genau überprüft würden, teilte das Parlament am Montag zu einem Bericht der "Bild"-Zeitung mit.

Demnach geht es um das Ölgemälde "Kanzler Bülow spricht im Reichstag" (1905) von Georg Waltenberger und die Kreidelithographie "Straße in Königsberg" (1918) von Lovis Corinth. Die laufenden Untersuchungen würden bis März/April 2014 abgeschlossen, teilte der Bundestag mit. Es stehe aber noch nicht fest, ob es von den Nazis gestohlene Kunst ist.

Der Kunsthistorikerin lägen zudem keine Erkenntnisse vor, dass bei einem dieser Werke ein Zusammenhang zur Sammlung Gurlitt bestehe. Aus der Sammlung des Bundestages stammen schätzungsweise 700 Werke aus der Zeit vor 1945. 592 seien bereits überprüft, erläuterte ein Sprecher.

Kunstsammlung umfasst 4000 Werke

Das Parlament begrüße die Klärung der Herkunft der betreffenden Kunstwerke und habe darum im Jahr 2012 die Provenienzrecherche eingeleitet. Seitdem werde die Kunstsammlung des Bundestages vollständig überprüft, um mögliche Raubkunstfälle ausfindig zu machen und entsprechend eine Restituierung (Rückgabe oder Entschädigung) einzuleiten. Dies sei 2009 bereits mit einem Bismarck-Gemälde von Franz von Lenbach geschehen.

Das Thema Raubkunst ist besonders in den Schlagzeilen, nachdem der Fund von mehr als 1000 Kunstwerken in der Münchner Wohnung des Kunsthändler-Sohns Cornelius Gurlitt bekannt wurde. Ermittler beschlagnahmten dort die verschollen geglaubte Sammlung von Gurlitts Vater, darunter Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde.

Fast 600 Bilder stehen im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Bei beinahe 400 könnte es sich um Werke handeln, die die Nazis als "Entartete Kunst" diffamierten und aus Museen entfernten. Die Kunstsammlung des Bundestags umfasst 4000 Werke. Die bisherige Auswertung, die spätestens im April 2014 abgeschlossen sein soll, habe ergeben, dass 108 Kunstwerke mit ungeklärter Herkunft und Raubkunst-Verdacht im Bundestag hängen.Meinung