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Weihnachtsoratorium in Magdeburg Drei Kantaten, ergreifend schön gesungen

10.01.2011, 04:27

Von Liane Bornholdt

Magdeburg. Johann Sebastian Bach hat sein berühmtes Weihnachtsoratorium BWV248 1734/1735 erstmalig mit den Thomanern in Leipzig aufgeführt, aber nicht, wie es heute üblich ist, im Gesamtzusammenhang, sondern die sechs Kantaten an je einem Feiertag. Die Kantaten I bis III an den Weihnachtsfeiertagen, von denen es damals noch drei gab, die Kantaten IV bis VI am Neujahrstag, am ersten Sonntag nach Neujahr und am Dreikönigstag, den 6. Januar.

Gleichwohl hat Bach die Kantaten nicht nur in einen inhaltlichen, sondern auch musikalischen Zusammenhang gestellt, was unter anderem am Aufbau und an den Tonarten deutlich wird. Heute werden alle sechs Kantaten an einem Abend oder, wie es der Magdeburger Kantatenchor in diesem Jahr unternahm, an zwei Abenden aufgeführt.

Am Donnerstag zu Epiphanias erklangen die Kantaten IV bis VI in der Magdeburger Pauluskirche. Die Kantate IV handelt von der Namensgebung und Beschneidung Jesu, die V. Kantate erzählt die Geschichte der Heiligen drei Könige, und die VI. Kantate knüpft an die I. Kantate an, in dem der Jubel in dem siegreichen Kampf gegen die Glaubendfeinde seine Erfüllung findet. Hier erscheint wieder die Freudentonart D-Dur, und es erklingen Pauken und Trompeten.

Obwohl dieser "Zweite Teil" etwas weniger populär ist als die ersten drei Kantaten, so finden sich hier doch einige der schönsten Nummern des gesamten Oratoriums. Dazu gehört zum Beispiel der Eingangschor der IV. Kantate "Fallt mit Danken", der weich, fast innig vom Magdeburger Kantatenchor gesungen wurde, sehr schön harmonierend mit dem Hörnerklang aus dem Orchester. Im Mittelpunkt dieser Kantate steht die wunderbare Sopran-Echoarie "Flößt, mein Heiland", welche Friederike Holzhausen ergreifend schön sang, gemeinsam mit einer Chorsängerin als Echosopran.

Die Tenorarie "Ich will nur dir zu Ehren leben", die vor dem abschließenden Choral erklingt, wurde zum Höhepunkt. Hannes Böhm sang wunderbar leichtläufige Koloraturen, und auch die beiden Sologeiger, welche die Arie begleiten, gaben der Arie gleichermaßen Feuer und Glanz.

Zu den Höhepunkten der V. Kantate gehört neben dem Chor "Ehre sei dir, Gott, gesungen" die zentrale Bass-Arie "Erleucht auch meine finstren Sinnen". Wie schon in der Vorweihnachtszeit war auch hier Dirk Schmidt nicht nur stimmlich souverän, sondern er sang auch gefühlvoll und ausdrucksstark. Vor allem das Terzett in dieser Kantate "Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?", in dem die Altistin (auch wieder eindrucksvoll Susanne Krumbiegel) auf die bange Frage des Sopran-Tenor-Duetts nach der Ankunft des Erlösers antwortet: "Schweigt, er ist schon wirklich hier!" begeisterte. Dieses Terzett zeichnete sich durch eine sehr lebendige Dynamik aus, die emotional bewegte und alle Stimmen zum Leuchten brachte.

In der letzten Kantate mit ihrer großartigen Orchesterbesetzung war lediglich der Eingangschor "Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben" ein wenig zaghaft. Wunderbar aber wieder die Evangelienrezitative von Hannes Böhm und vor allem der Abschluss mit dem Rezitativ des Solistenquartetts und dem mitreißenden Abschlusschoral "Nun seid ihr wohl gerochen", in welchem der Magdeburger Kantatenchor unter Tobias Börngen noch einmal wirkliche Sangeskunst zeigte, sauber artikuliert, gute Textverständlichkeit und klanglich ausgewogen.