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Ina Müller in Magdeburg "Männer ab 50 riechen nicht mehr so gut"

Die Sängerin und Moderatorin Ina Müller ist nicht erst seit der
Fernsehsendung "Inas Nacht" Kult. Die Magdeburger Getec-Arena war am
Valentinsabend bei einem herausragenden Konzert bis auf den letzten der
rund 6000 Plätze gefüllt.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 17.02.2014, 01:42

Magdeburg l Die Magdeburger Getec-Arena bietet wahrlich wenig Konzertatmosphäre, aber Ina Müller brauchte nur ein Lied, um die Begeisterung bis auf die letzten Plätze springen zu lassen. Galanter Helfer dabei war ein Jörg aus Parchau, der Ina Müllers Schwierigkeiten, die Bühnentreppe auf hochhackigen Schuhen zum Publikum zu bewältigen, sofort erkannte und hilfreich die Hand hielt. Daraus entwickelte sich ein Dialog, den die Zuschauer mit tosendem Beifall bedachten.

Ina Müllers große Stärke neben den Liedern aus dem jüngsten Album "48" ist, mit kleinen Geschichten zu unterhalten und mit Zuschauern humorvoll zu plaudern. Das liegt ihr im Blut, wenngleich natürlich die Lieder, für die sie sich musikalisch ohne jede Berührungsangst in allen Genres moderner Musik bedient, im Mittelpunkt stehen.

Im Frühjahr vergangenen Jahres zog sie sich mit Texter Frank Ramond für einige Zeit auf einen Passagierdampfer zurück. Als das Schiff wieder anlegte, war das vierte Soloalbum geboren. Das wird von vielen als das beste innerhalb der Solokarriere Ina Müllers seit 2006 bezeichnet. Darauf finden sich bodenständige Lieder neben einfühlsamen Balladen.

Von den Schwierigkeiten des dauerhaften Zusammenlebens

Den besonderen Reiz machen aber ihre Texte aus, die von Liebe, Sex und Gefühlen, den Widrigkeiten des Lebens sowie den Schwierigkeiten des dauerhaften Zusammenlebens von Mann und Frau erzählen. Mit 48 Jahren, deshalb auch der Titel des neuen Albums "48", hat man genug Erfahrungen, um daraus zu schöpfen.

Tabus scheint Ina Müller nicht zu kennen. Ganz gleich, ob sie davon gehört habe, dass Männer alle 20 Sekunden an Sex denken würden, weshalb sie froh sei, dass wir eine Frau als Kanzlerin hätten, oder die Fettpolster im Laufe eines Frauenlebens immer weiter den Köper herunterwandern würden; sie ist dabei immer authentisch, urkomisch und kann herzlich über sich selbst lachen. Verbunden mit dem Waterkant-Charme ihrer Heimat fliegen ihr schnell die Herzen des Publikums zu. Sie sagt und singt ohne Scheu, was man nie schreiben dürfte, ohne sofort im emanzipatorischen Nirwana zu landen.

Lediglich Männer ab 50 haben bei Ina Müller schlechte Karten. Sie riechen nicht so gut, wie die jungen Mitte 20 - so eines ihrer Lieder - und machen auch unter der Dusche keine so gute Figur. Ausgenommen davon scheinen lediglich ihre fünf Musiker zu sein, die sie exzellent begleiteten.

Ina Müller und der Überlebenstest für Würmer

Reflexionen auf das eigene Leben, die Kindheit auf dem Dorf, wo man nicht jeden Tag die Hände desinfizierte und Würmer aß, um zu prüfen, ob die das überleben würden, machen Ina Müller als Künstlerin und Mensch so liebenswert. So ist ihr autobiografisches Lied "Fünf Schwestern" eines der anrührendsten und musikalisch eindringlichsten des Albums "48".

Und dann war da noch ein Mann, der sich bei ihrem Ausflug ins Publikumsparkett nicht abschütteln ließ, eine Eintrittskarte ins Harzer Bergtheater in Thale zu überreichen. Hintergrund: Die Karte war für ein Gastspiel Johannes Oerdings, Gitarrist und langjähriger Lebensgefährte Ina Müllers. Nach einem überraschten Blick kam der knappe Kommentar der Sängerin: Punkt für dich!