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Polizeiruf 110 Magdeburgs Kommissare ermitteln wieder

Der zweite "Polizeiruf 110" aus Magdeburg ist im Kasten. Thematisch wird
es bodenständig - ein Toter liegt erschlagen in der Straßenbahn. Regie
führt einer, der sich mit Sonntagabendkrimis bestens auskennt.

19.03.2014, 01:21

Magdeburg (dpa) l In dem fensterlosen Raum drängt sich etwa ein Dutzend Menschen. Um den großen Konferenztisch in der Mitte ist es eng. Eine Kamera ist platziert, ein Mikrofonarm windet sich in die Höhe. An der Wand hängt ein beleuchteter Stadtplan von Magdeburg, eine Magnetwand hält Phantombilder, Tatortfotos und Skizzen fest. Die Szene mit den Schauspielern Sylvester Groth, Claudia Michelsen und Felix Vörtler ist nur ein paar Sekunden lang - und doch verlangt sie nach Perfektion. "Sei besorgter", sagt Regisseur Nils Willbrandt, der in einer Ecke sitzt und auf einen Monitor schaut, zu Michelsen. "Das kommt mir alles zu leicht über die Lippen."

Es ist eine der letzten Szenen für den zweiten "Polizeiruf 110" aus Magdeburg. Sie spielt im zum Polizeipräsidium umgebauten alten Stadtarchiv nahe dem Rathaus. Diese Woche ist die letzte Klappe für die neue Folge gefallen, die den Arbeitstitel "Der Unsichtbare" trägt.

Ausgestrahlt wird die rund 1,4 Millionen Euro teure Produktion der Saxonia Media im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) am 6. Juli in der ARD. Es ist ein Winterkrimi, der den Machern seit Drehbeginn am 14. Januar vor allem eins bescherte: viel Kunstschnee. "Wir haben im Schnee angefangen", sagt Produzentin Britta Hansen. "Dann wurde es plötzlich Frühling und wir mussten uns behelfen."

Nach dem gewollt provokanten Premieren-"Polizeiruf" mit Fokus auf die Neonazi-Szene ist "Der Unsichtbare" kriminalistisch bodenständig. Es ist der Tod eines jungen Mannes, den es für das Ermittler-Duo Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Jochen Drexler (Sylvester Groth) aufzuklären gilt. Die Leiche liegt in einer Straßenbahn, der Mann wurde erschlagen. Brasch und Drexler finden heraus, dass der Tote ein polizeibekannter Krimineller ist, der zuvor einen 15-Jährigen brutal bedroht hatte.

Die Spur führt die Ermittler zu einem Sozialarbeiter - offenbar der Einzige, der die Courage besaß, dem Opfer in der Straßenbahn helfen zu wollen. Die anderen Fahrgäste waren ausgestiegen. Doch der Mann taucht noch vor seiner ersten Befragung unter - und auch der bedrohte 15-Jährige ist wie vom Erdboden verschwunden.

An der Seite von Groth und Michelsen spielen unter anderem Peter Jordan, Lukas Schust, Ursula Strauss und Kai Malina. Mit Nils Willbrandt sitzt einer auf dem Regiestuhl, der sich mit Krimis im Allgemeinen und Sonntagabendkrimis im Speziellen auskennt. Andere "Polizeiruf"-Folgen und mehrere "Tatorte" gehen auf das Konto des 1967 geborenen Regisseurs, der auch das Drehbuch für "Der Unsichtbare" schrieb. "Ein großes Glück. Es war schön, dass er Zeit hatte", sagt Hansen.

22 Drehtage hat das gut 50-köpfige Team in den zurückliegenden zwei Monaten in Magdeburg gearbeitet. "Anders als in der ersten Folge haben wir viel mehr Facetten der Stadt einfließen lassen", sagt Hansen. "Wir waren beispielsweise in der JVA, in der historischen Beimssiedlung und im Straßenbahndepot im Stadtteil Westerhüsen." Auch die Kletterhalle auf dem Campus der Otto-von-Guericke-Universität wurde zur Kulisse. Knapp 200 Statisten hatten ihren Einsatz.

Der zweite "Polizeiruf 110" aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts soll an den Erfolg des Erstlingswerks "Der verlorene Sohn" anknüpfen. Das landete bei seiner Ausstrahlung im Oktober 2013 an der Spitze des Publikumsinteresses. 8,59 Millionen Zuschauer verfolgten den Mord an einem Afrikaner in einem Fitnessstudio und die Ermittlungen der Kommissare in der rechten Szene im Fernsehen. Noch in diesem Jahr wird es mindestens einen weiteren "Polizeiruf"-Dreh in Magdeburg geben. Hansen verrät: "Ich bin bei der Entwicklung von Folge drei, vier und fünf. Im Mai wissen wir mehr."