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Igor Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten" im Schauspielhaus Magdeburg Der seine Seele an den Teufel verkauft

Es ist ein sehr denkwürdiges Stück ohne märchenhaftes Happy-End, obwohl eine russische Märchensammlung Textvorlage für Charles Ferdinand Ramuz war. Das Theater Magdeburg hat Igor Strawinskys Musiktheater "Die Geschichte vom Soldaten" auf die Studiobühne im Schauspielhaus gebracht.

Von Helmut Rohm 25.03.2014, 01:16

Magdeburg l 100 Jahre liegt der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zurück. Für das Magdeburger Theater ist dies Anlass, das 1918 uraufgeführte Werk zu zeigen.

Bei seiner Regiepremiere lässt der erfolgreiche Bühnen- und Kostümbildner Ulrich Schulz die Zuschauer die Handlung sehr direkt nachvollziehbar verfolgen.

Er verbindet Reales mit symbolischen Deutungen. Er nutzt effektvoll Videoeinspielungen - so wird das Publikum etwa unvorbereitet mit eingespielten Originalkriegsszenen konfrontiert - und die Livekamera (Tina Scheer) mit Detailgroßaufnahmen.

Ulrich Schulz orientiert sich an Strawinsky, der die Bühne räumlich gedrittelt hat.

Links ist der Platz für das sichtbar agierende siebenköpfige Ensemble, das vom GMD Kimbo Ishii geleitet wird. Die Musiker spielen mit spürbarem Engagement die klangreiche, auch mit überraschenden Kontrasten und Rhythmuswechseln, hin und wieder auch von dissonaten Sequenzen geprägte Musik. Von rechts kommentiert ein Sprecher (effektvoll Sebastian Reck) Teile der Handlung. Die Mitte ist den Schauspielern, Soldat und Teufel, hier auch einer Tänzerin, vorbehalten. Im Verlaufe des etwa eineinviertelstündigen Stückes verschwinden jedoch teilweise die Grenzen.

Zur Geschichte: Ein Soldat hat Urlaub bekommen. Er marschiert (David Nádvornik ausdrucksstark in Mimik und Körpersprache und mit bewunderswerter Kondition). Das eingesetzte Laufband zwingt, auch später den Teufel, zur unaufhörlichen mühevollen Bewegung.

Bei einer Rast tauscht er auf des Teufels (facettenreiches Agieren von Peter Weiss) eindringliches Einreden seine Geige gegen ein "Zauberbuch", mit dessen Hilfe der Besitzer sehr reich werden soll. Und - drei Tage Geigenunterricht hat sich der Teufel noch ausbedungen.

Als der Soldat schließlich in sein Dorf kommt, erkennt ihn keiner, nicht die Mutter, nicht die Freunde, nicht die Braut. Da hat der Teufel dran gedreht, denn die drei Tage waren drei Jahre. David Nádvornik lässt den Zuschauer spürbar teilhaben an dieser Enttäuschung: "Sie halten mich für ein Gespenst. Bin tot. Unter Lebendigen lebendig-tot."

Er nutzt dann doch das Teufelsbuch, wird sehr reich. Doch ihm fehlt die Seele, die er, wohl mehr unbewusst, dem Teufel verkauft hat. Dieses für den Soldaten dramatische und letztendlich tragische Geschehen wird in Magdeburg ideenreich präsentiert. Die Geige selbst steht gewissermaßen als realer Gegenstand für die Seele.

Die Gefühlszustände im Seelenleben des Soldaten werden durch die Tänzerin Tatiana Andreia Duarte de Sousa mit Hingabe dargestellt. Besonders eindrucksvoll erlebt der Zuschauer das Aufeinandertreffen der getanzten Seele und der realen Geigerin Sophie Tangermann, beide ganz in Weiß.

Ganz turbulent geht es dagegen zu, als der Soldat mit Hilfe des Erzählers den Teufel beim Kartenspiel volltrunken macht und in Besitz seiner Geige kommt. Mit Musik kann er eine Prinzessin heilen und zur Frau nehmen. Der Teufelstanz bringt auch den Teufel zu Boden. Doch das in aktionsreichem Pas de deux ausgelebte Glück der beiden hält nicht lange. Als der Soldat mit seiner neuen Braut in die alte Heimat zurückkommt, ist der Teufel wieder da ...

Die Zuschauer im gut besetzten Studio würdigten mit viel Beifall die Leistungen der spartenübergreifend gemeinsam agierenden Künstler.

Nächste Vorstellung: 30. März, 18 Uhr.