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Das Kunstmuseum ehrt den früh verstorbenen Fotografen mit einer umfangreichen Ausstellung Das unvollendete Werk des Lothar Wolleh wird in Magdeburg gezeigt

Von Klaus-Peter Voigt 27.03.2014, 01:25

Magdeburg l Als Porträtfotograf ist er nahezu unbekannt. Lothar Wolleh hatte seit 1967 systematisch mehr als 100 Maler, Bildhauer und Aktionskünstler abgelichtet. Durch seinen frühen Tod mit 49 Jahren endete das Vorhaben eines Atlas der zeitgenössischen Kunst nahezu abrupt 1979. Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen zeigt bis zum 25. Mai eine Auswahl der in dieser Zeit entstandenen Bilder.

Manchmal sind es Zufälle, die ein solches Ausstellungsprojekt möglich machen. Ursprünglich wollte das Roncalli-Haus, das sich als Tagungszentrum in Trägerschaft des Bistums Magdeburg befindet, mit einer kleinen Präsentation von Arbeiten Wollehs an das Zweite Vatikanische Konzil erinnern. Es fand 1965 seinen Abschluss. Eindrucksvolle Aufnahmen hatte der Künstler damals im Vatikan geschaffen. Bei Gesprächen mit dessen Sohn bot sich die Chance, einen Teil der seit 1993 nicht mehr gezeigten Künstlerporträts an die Elbe zu holen. Im Kunstmuseum fiel die Idee einer Doppelausstellung sofort auf fruchtbaren Boden.

Nun sind sie für kurze Zeit in das romanische Gebäude eingezogen. Eindrucksvoll bringen die Fotos die Zeitgenossen Wollehs näher. Angeregt durch seinen Freund, den Maler und Objektkünstler Günther Uecker, hatte er sich zu diesem umfangreichen und ehrgeizigen Projekt entschlossen. Konsequent finden bei der Umsetzung die Mittelformatkamera und der Schwarz-Weiß-Film Anwendung, konsequent werden die Motive inszeniert. Günther Uecker, Georg Baselitz, Man Ray, Adolph Luther, Henry Moore und viele andere ließen sich von dem Mann mit seinem klaren Blick ablichten, denen meist ausführliche Gespräche vorausgingen und durchaus auch mehrere Sitzungen erforderten.

Ausdruck einer Epoche, in der der Fotografie der Durchbruch zum anerkannten künstlerischen Medium gelang. Fast ausnahmslos steht bei Wolleh der Mensch in der Mitte des Bildes. Das Ganze hat System, schafft eine Verbindlichkeit, die fasziniert. Dazu kommen das streng quadratische Format und der schwarze Rand. Verzichtet wird auf Blitzlicht und künstliches Licht. Nicht minder spannend ist eine Serie, in der sich Joseph Beuys bei der Arbeit beobachten ließ. Hautnah erlebt der Betrachter auf 16 Bildern mit, wie dieser sein Filz-TV schafft. Da spielt es keine Rolle, wenn das Motiv auch einmal unscharf wird, die Bewegung kommt deutlich zum Ausdruck. Ein ungewöhnliches Projekt hatte ihn darüber hinaus mit Wolleh verbunden. Beide planten die Herausgabe eines "Unterwasserbuchs", das letztlich unvollendet blieb. Der Fotograf mit seiner fast penibel exakten Arbeitsweise war mit dessen Umsetzung unzufrieden und die jetzt noch existierenden Exemplare stellen nicht die Endfassung dar.

Lothar Wolleh studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee von 1946 bis 1948 Malerei. 1950 kam er vor ein sowjetisches Gericht, das ihn wegen Spionage verurteilte und bis 1956 ins Straflager Workuta steckte.