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Santiano Singende Piraten entern Getec-Arena

Mit den Klängen der rauen See begeistern Santiano momentan Alt und Jung.
Volksstimme-Volontär Philipp Queitsch schwimmt noch nicht auf der
Santiano-Welle, ging dem Erfolgsgeheimnis der Seebären jedoch auf den
(Meeres-)Grund.

Von Philipp Queitsch 15.04.2014, 01:26

Magdeburg l Die Magdeburger Getec-Arena soll sich an diesem Sonntagabend in ein Segelschiff verwandeln, das jedem Sturm trotzt. Meine Erwartungen sind zugegebenermaßen hoch, als ich vor der Halle stehe und Menschenmassen in die Eingänge strömen sehe.

Musikalisch dachte ich bei Santiano immer an Möchtegern-Piraten, die Oma ins Schwärmen bringen und Opa an alte Marine-Zeiten erinnern. Beim Blick vom mittleren Rang in die Halle bestätigt sich zunächst dieser Eindruck. Die Getec-Arena ähnelt eher einem Kreuzfahrtdampfer statt einem Piratenschiff. Sitzplätze, breite Gänge und bequeme Stühle, damit auch die älteren Jahrgänge bis zum Schluss durchhalten.

Publikum wird zur Schiffsmannschaft

Wenig später streife ich durch besagte Sitzreihen auf der Suche nach meinem Platz. Sechste Reihe, ziemlich mittig. "Wenigstens gute Sicht", denke ich mir. Neben mir sitzt ein Ehepaar in den besten Jahren. Der Herr scheint genauso begeistert von allem zu sein, wie ich.

Als das Licht bis auf einen Scheinwerfer erlischt, betritt ein Mädchen in einem langen, weißen Kleid elfengleich die Bühne. "Piraten? Fehlanzeige!", denke ich mir. Der Herr neben mir und ich schauen uns kurz an und denken wahrscheinlich beide: "Nett". Beim näheren Hinsehen erkenne ich jedoch die Person. Es ist Senta-Sofia Delliponti, die manche als Tanja Seefeld aus der RTL-Serie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" kennen dürften. Als "Oonagh" bringt sie das Publikum mit ihren keltisch-spirituellen Liedern in Stimmung.

Nach zwei Liedern ist der Elfenzauber schon wieder vorüber. Vereinzelte Besucher werden langsam ungeduldig, bis plötzlich Meeresrauschen zu hören ist. Eine tiefe Stimme hallt über die Lautsprecher und erzählt von einer furchtbaren Nacht, in der gleich mehrere Schiffe in die Tiefen des Meeres gezogen wurden. Die besten Männer jedes Schiffes hätten jedoch überlebt und sowohl ein neues Schiff gebaut als auch offensichtlich eine Band gegründet, die den Namen des Schiffes trägt: "Santiano". Zum ersten Mal an diesem Abend gerate auch ich in eine Art maritime Stimmung. Der Herr neben mir bleibt hingegen noch unbeeindruckt und schaut skeptisch mit verschränkten Armen, was da auf ihn zukommt.

Santiano lässt Eisblöcke auftauen

Dann fällt der große, weiße Vorhang und sieben Männer mit Instrumenten stehen auf der als Schiffsdeck getarnten Bühne. Vom ersten Moment an geben Santiago sich selbst den Befehl: "Volle Fahrt voraus" und reißen das Publikum mit.

Beim dritten Lied, "Santiano", hält es die ersten Zuschauer schon nicht mehr auf ihren Sitzen und beim anschließenden "500 Meilen" taut auch der "Eisblock" von einem Mann neben mir auf und streckt seinen Finger in die Luft.

Ich dachte bei Santiano an viel Show und wenig Inhalt, muss mich aber eines Besseren belehren lassen. Santiano sind tatsächlich Piraten. Verwegene, bärtige Musiker-Piraten, die jedem musikalischen Strom der breiten Masse mutig entgegensegeln. Zum Ende werden die Gänge zwischen den Stühlen zur Tanzfläche der "Santiano" umfunktioniert. Ganz vorn mit dabei: Mein Sitznachbar. Und ich? Ich erwische mich beim Weg nach Hause auf der Zollbrücke dabei, wie ich eins der Seemanns-Lieder von Santiano summe.