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Puhdys-Frontmann Dieter "Maschine" Birr Sag niemals nie

17.04.2014, 01:16

Seit 45 Jahren feiert Dieter Birr Erfolge mit den Puhdys. Jetzt hat "Maschine" ein Soloalbum und eine Biografie herausgebracht. Beides stellt er am 28. April in Magdeburg vor. Vorab sprach er am Rande eines Besuchs bei Radio SAW mit Volksstimme-Redakteurin Elisa Sowieja.

Volksstimme: Mit 70 ist es für andere ein Höhepunkt, wenn sie sich eine neue Schrankwand kaufen. Sie haben zu Ihrem 70. Geburtstag ein Solo-Album und ein Buch herausgebracht. Wie kommt man auf diese Idee?
Dieter Birr: Beim Buch wurde ich vom Verlag gefragt. Ich habe mich dann mit Radiomacher Wolfgang Martin sechs, sieben Tage zum Quatschen zusammengesetzt, und er hat das Ganze zu Papier gebracht. Dann wurden die Fotos ausgesucht. Sie stammen von einem Fotografen, der uns seit den 80er Jahren ständig fotografiert hat, auch privat.

Volksstimme: Und wie war es beim Album?
Birr: Die Idee ist im Studio entstanden. Ingo Politz, der auch schon Silly und Silbermond produziert hat, kam der Gedanke, alte Puhdys-Songs neu zu produzieren - etwas sparsamer instrumentiert.

Volksstimme: Beides hat sicher viel Arbeit gemacht. Woher nehmen Sie noch die Energie?
Birr: Das ist in mir drin. Wahrscheinlich liegt es an meinen Genen.

Volksstimme: Glück gehabt, also.
Birr: Nicht nur. Es ist natürlich auch die Leidenschaft, Musik zu machen.

Volksstimme: Sie haben schon jede Menge Musik gemacht. Rund 250 Lieder stammen aus Ihrer Feder. Auf dem Soloalbum finden sich wieder ein paar neue. Wie funktioniert die Ideen-Maschine?
Birr: Ein bisschen nachdenken muss man schon, und viel probieren. Aber so richtig erklären kann ich mir das selber nicht. Die Lieder sind irgendwann einfach da.

Volksstimme: Die Gastmusiker auf dem Album kommen vor allem aus der Ostrock-Familie - Dirk Michaelis etwa oder Toni Krahl von City. Aber auch ein Kölsche Jung hat mitgesungen: BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken. Wie kam es dazu?
Birr: Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit. BAP wollten 1984 bei "Rock für den Frieden" in Berlin auftreten. Da sie einen Song nicht spielen sollten, sind sie wieder abgereist. Wir haben sie vertreten. Kennengelernt habe ich Wolfgang Niedecken später bei einer Fernsehsendung mit Thomas Gottschalk: "50 Jahre Rock\'n\'Roll". Da unterhielten wir uns über alte Zeiten. Schließlich habe ich ihn gefragt, ob er mitsingt.

Volksstimme: Mit Wolfgang Niedecken haben Sie den Titel "Leben ist kurz" neu interpretiert. Dazu gibt es auf dem Album acht weitere Puhdys-Songs in neuem Gewand. Wie gefällt das Ergebnis den Original-Musikern?
Birr: Die finden das gut!

Volksstimme: So gut, dass die Puhdys auf der nächsten Tour auch Neuversionen spielen?
Birr: Das wäre Quatsch. Die Lieder haben etwas mit den Puhdys zu tun, und die sollte man nicht umkrempeln. Deshalb spielen wir bei unseren gemeinsamen Konzerten die Originalversionen.

Volksstimme: Apropos Konzerte: In Ihrem Buch beschreiben Sie legendäre Puhdys-Auftritte. Welcher ist Ihnen am stärksten in Erinnerung?
Birr: Da gab es mehrere. Legendär war zum Beispiel unser Konzert auf der Berliner Waldbühne zum 30. Jubiläum, wir spielten vor 22.000 Leuten. In Erinnerung geblieben ist auch der Auftritt bei einem Lissaboner Festival vor 120.000 Leuten. Die kamen zwar nicht unseretwegen, aber es war trotzdem beeindruckend. Und dann war da noch das Berliner Konzert auf unserer damaligen Abschiedstour. Wir haben ja schon einmal aufgehört zu spielen - und sind wieder rückfällig geworden.

Volksstimme: Und wie steht es um Ihre Erinnerungen an Magdeburger Konzerte?
Birr: Wir haben oft Weihnachtskonzerte in der Stadthalle gespielt. Außerdem bin ich schon vor den Puhdys alle 14 Tage im damaligen Café Impro aufgetreten. Ich war zu dieser Zeit Teil einer bulgarischen Band.

Volksstimme: Mit den Puhdys treten Sie in Magdeburg wieder im November auf. Die Tour ist als Abschiedstournee angekündigt. Kann man darauf hoffen, dass die Gruppe noch einmal rückfällig wird?
Birr: Man soll niemals nie sagen. Doch erstmal ist geplant, dass wir uns verabschieden.

Volksstimme: Solo machen Sie aber auf jeden Fall weiter.
Birr: Na klar. Die Band, die auf meinem Album mitgespielt hat, würde sich freuen, wenn wir in Zukunft noch ein paar Konzerte spielen.