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Magdeburger Puppentheater Richtige Einstellung: Nie aufhören, sich etwas zu wünschen

Von Kathrin Singer 19.05.2014, 01:33

Magdeburg l Als moderner dänischer Kinderbuchklassiker gilt "Gummi-Tarzan" des hierzulande eher unbekannten Autors und Lehrers Ole Lund Kirkegaard. Jetzt hat sich Landsmann Nis Sogaard der Anti-Helden-Geschichte angenommen und sie mit dem Titel "Ivan Olsen, der Gummiheld" am Magdeburger Puppentheater zur Premiere gebracht.

Ivan Olsen ist sechs und kämpft in der Schule mit den Buchstaben. Da dem verträumten Jungen zudem auch noch "Muckis" fehlen, ist er ein leichtes Opfer für die großen Jungs. Sein Vater, ein eingefleischter Tarzan-Fan mit Börde-Slang (hinreißend Leonard Schubert), zeigt allerdings kein Verständnis: Sein Sohn solle doch endlich ein "echter Kerl" werden. Enttäuscht verhöhnt er den schmächtigen Jungen als "Gummi-Tarzan", ein Spitzname, der sogar von den Lehrern übernommen wird.

Eine überdimensionale Schultasche lässt Darsteller Stefan Wenzel optisch eindrucksvoll schrumpfen, im Tornister kann die ihm verblüffend ähnlich sehende Puppe auch flugs verschwinden. Einer rasanten Revue gleich erlebt Ivan die täglichen Demütigungen. Der Unterricht wird von wahren Schaumköpfen abgehalten. Puppenbauerin Magda Roth schuf dafür eindrucksvolle überdimensional große Schaumstoffschädel für die Lehrer. Zum großen Vergnügen des Publikums zieht der Klassenlehrer seine "School-Show" ab, plattes Entertainment und Scherze auf Kosten von Gummi-Tarzan, der unfähig ist, einen Betonmischer aus Modellierluftballons zu bauen. Später wird er seinem Vater sagen, er habe an diesem Tag nichts gelernt.

Bei aller Show hat Regisseur Nis Sogaard auch einprägsame Bilder der Sprachlosigkeit zwischen Vater und Sohn gefunden: "Du bist wirklich mein liebstes Hobby", sagt der Vater zu seinem Sohn, diesem schlecht funktionierenden "Ding", das er aus seinem giftgrünen Ledersessel heraus mit einer Art Fernsteuerung lenkt, genauso wie den Kronleuchter und seine beiden Hausangestellten.

Erlösung bringt die Hexe - großes Kino mit Florian Kräuter als gebeugtem Weiblein mit fetzigem Saxofonsolo -, die Ivan einen Wunsch frei gibt. Hier reagiert Gummi-Tarzan zum ersten Mal clever, denn er wünscht sich, dass einfach alle seine Wünsche erfüllt werden. Der Hexen-Haken: Der Zauber gilt nur für einen Tag!

Nun folgt eine rasante Wiederholung des Alltags: Ivan gibt den großen Jungs eine Abreibung, baut wie selbstverständlich den Betonmischer, schwebt in Slowmotion mühelos über den Bock und verwandelt seinen autoritären Vater in einen leibhaftigen Tarzan.

"Ich werde nie aufhören, mir etwas zu wünschen", wird Ivan am Ende sagen. Mit einer solchen Einstellung gelingt alles. "Der Gummiheld" ist ein Mutmachstück für Kinder und eines für Eltern und Lehrer.