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Magdeburger Domfestspiele Ein Glanzpunkt geistlicher Musik

Zu einem furiosen Auftakt der 6. Magdeburger Domfestspiele gestaltete
sich das Chorkonzert des Southwell Cathedral Choir im voll besetzten
Magdeburger Dom. Mit diesem Glanzpunkt anglikanischer geistlicher Musik
aus fünf Jahrhunderten beendeten die Sänger ihre viertägige Tournee
durch Mitteldeutschland.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 27.05.2014, 01:33

Magdeburg l "Very British" war das Chor- und Orgelkonzert des Domchors des Southwell Minsters aus Southwell in der Grafschaft Nottingham. Immerhin befand sich wenige Meter hinter den Sängern im Magdeburger Dom die Grabstätte der englischen Prinzessin, die dann Königin Editha und Frau von Otto dem Großen wurde. Der Domorganist Barry Jordan machte für seinen britischen Kollegen Simon Hogan an den Registern und Pedalen Platz, und dann waren da natürlich noch die 12 Männer und neun Knaben aus Southwell, die vom Auftreten und dem Anspruch an den Gesang keinen Zweifel ließen, dass sie auf eine Tradition zurückblicken, die bis in die Jahre des Entstehens des Magdeburger Doms reicht.

Der exzellente musikalischen Ausdruck wird vor allem durch den Chorleiter Paul Hale geprägt. Er ist nicht nur Rector Chori im Southweller Dom, sondern dirigiert auch den Nottinghamer Bachchor und gilt als ein weltweit anerkannter Orgelspezialist.

Der Domchor vom Southwell Minster war über viele Jahre ähnlich wie der Thomanerchor oder die Wiener Sängerknaben organisiert. Die Schüler lernten und lebten in einem Internat, und die Gestaltung von Messen und Gottesdiensten zählte zu ihren wichtigsten Aufgaben. Daher rührt auch der enorme Qualitätsanspruch an den Chorgesang, den man nur durch jahrelange harte Arbeit erreichen kann. Heute gibt es das Internat nicht mehr, aber die Sänger des Chores kommen jeden Morgen teilweise von weit her, um ab acht Uhr für Proben und die Gestaltung von kirchlichen Messen bereit zu sein.

Der Qualität des Chorgesangs hat das nicht geschadet. Es war beeindruckend, mit welcher Präzision jede einzelne Stimmlage selbst in schwierigen Passagen, wie beispielsweise in "O clap your hands" von Orlando Gibbons aus dem 17. Jahrhundert, ohne auch die kleinste Abweichung bis hoch in die gotischen Bögen des Doms schwang. Die brillante Akustik inspirierte offenbar auch die Sänger, die fehlerfrei und mit sichtbarer Freude die hunderte Jahre alte Kirchenmusik ebenso begeistert interpretierten wie beispielsweise "Take him, earth, for cherishing" aus dem 20. Jahrhundert.

Simon Hogan als Organist ist zweiter Musikdirektor im Southwell Minster und stammt aus Bristol. Von klein auf war für ihn die Dommusik alles. Mit 16 Jahren wurde er erster Orgelstudent im Bristoler Dom, dann erhielt er ein Orgel-Stipendium in Salisbury. Die große Domorgel in Magdeburg mit ihrem gewaltigen Klangvolumen war für in wie geschaffen. Er sorgte mit ungeheurer Virtuosität dafür, dass die Musik den gewaltigen Chorraum ausfüllte.

Das Publikum, unter ihnen viele britische Gäste, begleitete mit stehenden Ovationen die Sänger, die gemessenen Schrittes, ganz im Geiste von Mönchen, aus dem Dom auszogen. Dieser Auftakt macht auf die kommenden Veranstaltungen der Dom-Festspiele neugierig.