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Sportfreunde Stiller New York, Rio, Magdeburg

Drei Musiker treiben am Sonnabendabend die Temperatur im Alten Theater
Magdeburg mächtig nach oben: die Sportfreunde Stiller. Sie belohnen all
jene mit musikalischem Konfettiregen, die den Konzertbesuch einem warmen
Sommerabend im Biergarten vorziehen.

Von Anja Jürges 10.06.2014, 03:31

Magdeburg l Rote, weiße, grüne Scheinwerfer blinken im Wechsel. Die Bühne bleibt dunkel. Ein dumpfer Ton, langgezogen, wird zur Melodie. Dann Schlagzeugdonner. Grell-weißes Licht strahlt leuchtende Kegel ins Dunkel. Sänger und Bassist rennen hindurch, zupfen erste Takte. "Hey, hey! Mai, Mai! Selbstkritik will never die", singt Peter Brugger.

Warmes Licht lässt den Nebel rot über die Bühne wabern. "Und jetzt bekommt ihr von mir ein super emotionales Vorspiel", sagt Peter. Rüdiger "Rüde" Linhof mit Umhänge-Keyboard. "Knips die Sonne aus, alles muss dunkel sein. Zündet die Kerzen an in New York, Rio, Magdeburg!" Und Feuerzeuge und Smartphones mit animierten Kerzenbildchen leuchten im Alten Theater.

Ein Hauch von WM-Stimmung

Auf einem Mini-Piano, das zwischen den Drums Platz hat, klimpert Florian "Flo" Weber eine einfache Tonreihe. Das Spiel wird zur feinen Ton-Perlenschnur. "Ich weiß nicht mehr, wie es kam, ich drehte mich um und sah sie an."

Die Stücke von damals sind wohldosiert zwischen die aktuellen gestreut. Dazwischen Simon Garfunkels Mrs. Robinson in rockiger Sportis-Version. Jedoch trotz Prä-WM-Stimmung nur der Refrain vom Vierundfünfziger-Lied - vom Publikum gesungen, mit Flo an der Drehorgel und Rüde als Dirigent.

Allen Songs gemein ist die Energie, die Freude, mit der das Trio sie auf die Bühne bringt. Mal stürmen Peter und Rüde zu Flo ans Schlagzeug, spielen dort weiter, breit grinsend und immer in Kontakt zu den Fans. "Habt ihr Bock zu springen, wenn Flo gleich auf die Pauke schlägt?", rappt Peter. Bock haben sie, die Magdeburger, und zeigen es: Tanzen, springen, singen textsicher. "Ihr könnt euch komplett gehen lassen", sagt Peter. "Wir sind unter uns. Keiner wird hinterher irgendwas gesehen haben."

Applaus, Applaus für Sportfreunde Stiller

Beim "Magdeburg-Gesangs-Musikcheck" summt das Publikum wie einstudiert nach Peters Anweisung "Badadadadaaa ..." Rüde zupft den Bass im Takt, es wird dunkler, dann rotes Licht, dann weißes. "Ging es nach mir, sollten wir wieder öfter in den Himmel schaun." Alle Blicke nach oben - woher zu "Wunder fragen nicht" auf einmal rote und weiße Konfettistreifen regnen. Ein kleines Wunder im Theatersaal. Und große Show. Zu "Ich, Roque" sprüht Feuer aus Peters E-Gitarre.

Schließlich greift sich Flo das Mikro, schlurft in bester Hiphop-Manier zu "Es muss was Wunderbares sein, von mir geliebt zu werden" über die Bühne und singt gut, als täte er es immer.

Zur zweiten Zugabe bringt er sein Handtuch mit, schwingt es wie ein Lasso. "Sowas geht, in so \\\'ner Sommernacht", singt Peter. "Fast wie von selbst sind wir hierhergekommen und jetzt stehen wir wie benommen hier." Und überwältigt - von Fans, die nach gut eineinhalb Stunden Konzert mehr fordern. Applaus, Applaus!