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Figurentheaterfestival des Puppentheaters Magdeburg mit "La Notte" gestartet Berauschende Fantasiewelten

Von Claudia Klupsch 23.06.2014, 01:33

Der Klosterbergegarten ist in helle Lichter getaucht. Eine Giraffe im Mondschein, ein weißes Pferd auf einem Karussell. Es regnet bunte Sterne. Furioses Finale einer berauschenden Sommernacht - erlebt bei "La Notte" am Freitagabend, dem Prolog des 10. Internationalen Figurentheaterfestivals "Blickwechsel" des Puppentheaters Magdeburg.

Magdeburg l Hereinspaziert in die bunte Fantasiewelt von "La Notte" mit mehr als 20 Stationen - Figurentheater, Performances, Installationen und Objekttheater. Es sind viele Welten, in die sich die Besucher zu begeben haben. Der Aktionsradius erstreckt sich vom Magdeburger Puppentheater mit Bühnen und Außenbereichen über den Klosterbergegarten und das Gesellschaftshaus bis hin zu Industriehallen. Die Fantasiewelten im Stadtteil Buckau wollen erobert werden. Rund 1000 Besucher machen sich dazu auf.

Den Blick in eine ganz besondere Welt, in eine Miniaturwelt bietet das "Grand Théatre Mécanique" aus Frankreich, in ein ganzes Theater in der Holzkiste. Durchs Guckloch ist ein voller Theatersaal zu beobachten: Ausverkauftes Haus, 700 Zuschauer im Parkett und in den Logen. Alles klitzeklein, mit unglaublichen Details. Zu sehen ist faszinierendes Leben in winzig.

Pulcinellas komisches Treiben mit Bösewichten

Wer nicht genug von außergewöhnlichen Perspektiven hat, begibt sich sogleich in das "Cabinet fatalia" mit Schaukästen bizarren bis gruseligen Inhalts. Nach soviel Bildern ist es Zeit, sich dem Puppenspiel zuzuwenden.

Da ist sie, Pulcinella, die berühmte Figur des Commedia dell´arte, die skurrile Handpuppe, hässlich mit schwarzer Maske und Vogelnase. Gianluca di Matteo aus Italien erweckt sie mit bravouröser Puppenspielkunst zum Leben. Rhythmisch klopft der Holzkörper der Puppe im Spiel, die Tempi variieren, die Stimme ist boshaft-schrill.

Pulcinella und ihrem komischen Treiben mit Bösewichten und Frauen möchte man lange zusehen.

Langes Warten muss der geneigte Besucher im Laufe der Nacht in Kauf nehmen. Es gilt, sich in Warteformation mit anderen Interessierten zu begeben, um die anvisierte Welt zu erobern. Eine der Aufschriften in Gewahr einer Menschenschlange mittleren Ausmaßes lautet: "Einlass alle 30 Minuten für eine Person." Tatsächlich ernst gemeint? Nun denn, so trägt es sich zu, dass sich der eine oder andere in Verzicht auf Fantasiewelten übt. Statt in der Schlange zu stehen, ist das Angebot, im Saal des Puppentheaters Platz zu nehmen, durchaus verlockender.

Eines der gezeigten Stücke ist "Drei kleine Selbstmorde" in der Inszenierung von Gyula Molnar. Mitspielende Figuren sind unter anderen Kaffeebohne Pita und Streichholz Jörg (ein Liebespaar). Puppenspielerin Alexandra Kaufmann schafft es, diese ungewöhnlichen Spielobjekte zum Leben zu erwecken und den Zuschauer Anteil am unglücklichen Schicksal der Liebenden nehmen zu lassen. Objekttheater ganz klassisch.

Feuerwerksshow mit Mademoiselle Baröckchen

Ein Shuttlebus bringt hinaus zu den etwas abgelegenen Fantasiewelten in Industriehallen. Bei unklaren Abfahrts- und Ankunftszeiten sind die Wege zur Not auch fußläufig zurückzulegen.

In der Buckauer Weststraße ist etwa "Ghost City" aufgebaut - eine 15 mal 15 Meter große Theaterinstallation vom gebürtigen Magdeburger Marius Kob. Der Besucher steht in einer Geisterstadt mit verlassenem Wohnraum. Das einstige Leben hallt durch Gesprächsfetzen und Geräusche nach. Die Installation mit Klang- und Lichteffekten fasziniert, lässt eintauchen in die Welt von Ghost City und ihren Geistern.

Ganz andere Klang- und Lichteffekte bietet das "La-Notte"-Finale im Klosterbergegarten. "Die Pyromaniker Berlin" begeistern mit "Versailles reloaded".

Mademoiselle Marga Ba-röckchen und die Monsieurs Francois Tourbillon und Franz Licht in barocker Maskerade und Kostümierung sind herrliche Komödianten. Sie bringen mit ihrer Theater-Feuerwerksshow den Himmel zum Leuchten und das Publikum zum Staunen.

"La Notte" macht trotz einiger organisatorischer Schwächen Lust auf weiteres Festival. Noch bis zum kommenden Donnerstag, 26. Juni, zeigen Theatergruppen, Solisten und Theaterhochschulen aus elf Ländern ihre Kunst in Magdeburg.

Weitere Fotos von "La Notte" finden Sie im Internet unter www.volksstimme.de/magdeburg