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Festival "Rocken am Brocken" Idealisten lassen Elend rocken

Jeden Sommer stampft ein Haufen Idealisten im Harz ein Festival aus dem
Boden: Rocken am Brocken. Was vor sieben Jahren mit 500 Besuchern
begann, zog zuletzt 4000 Menschen an. Ende Juli gibt es die nächste
Auflage - wie immer von Ehrenamtlichen organisiert.

Von Elisa Sowieja 02.07.2014, 03:28

Elend l Nein, ihren Lebenslauf aufhübschen kann Stefanie Herzog mit der Organisiererei nicht. Forstwissenschaft hat sie studiert - zwischen diesem Berufszweig und Rocken am Brocken besteht die noch engste Verbindung in der Tatsache, dass das Festivalgelände in einem Naturschutzgebiet liegt.

Trotzdem bindet sich die 28-Jährige jeden Abend Zeit ans Bein, um die nächste Auflage zu planen. Und zwar aus purem Idealismus: "Das gesamte Team arbeitet ehrenamtlich", erzählt sie. Begonnen hat das Festival als eine dieser verrückten Ideen, die Studenten an bierreichen Abenden spinnen - in diesem Falle drei Jungs von der Hochschule Harz. Sie spannen ihre Vision allerdings weiter. So weit, bis eines Sommerwochenendes im 400-Seelen-Örtchen Elend 500 Menschen vor einer Bühne standen. Inzwischen hat sich die Besucherzahl verachtfacht, und aus den acht Bands im ersten Jahr sind 2013 stattliche 32 Bands und DJs geworden.

Jupiter Jones spielten hier kurz vor ihrem Durchbruch

Organisiert wird Rocken am Brocken heute außerhalb des Harzes. Die neun Veranstalter sitzen größtenteils in Norddeutschland. Bis auf einen der Begründer sind sie nach und nach dazugestoßen. Göttingerin Stefanie Herzog ist seit 2008 dabei. "Ich war ein Jahr zuvor als Besucherin in Elend. Es war so schön familiär, dass ich spontan einsteigen wollte." Mittlerweile sucht sie Sponsoren, schreibt Pressemeldungen, wählt Bands mit aus.

Der Rest des Teams fand sich über Freunde und Freundesfreunde. Das Wer-kennt-wen-Prinzip ist überhaupt der Joker der Truppe: Die Bühnentechnik liefert eine befreundete Produktionsfirma für einen schmalen Taler. Zum Bürgermeister hatten die Veranstalter von Anfang an einen heißen Draht, weil man sich kannte. Auch die zig Freiwilligen, die Bändchen verteilen und Müll wegräumen, sind meist Bekannte und deren Bekannte.

Trotz aller Unterstützung bleibt noch jede Menge Arbeit übrig. Einmal pro Woche werden die Aufgaben in einer Internet-Konferenz besprochen. Dann geht es zum Beispiel um die Bandauswahl. Bei der hat das Team von Rocken am Brocken ein durchaus glückliches Händchen. "Wir hatten schon oft Bands kurz vor ihrem Durchbruch", erzählt Stefanie Herzog stolz. Jupiter Jones gehören zum Beispiel dazu, auch Bosse und Kraftklub.

Da kann es schon sein, dass in diesem Jahr wieder ein paar Stars von morgen auf der Bühne stehen. Als Headliner gebucht sind die Rockband Triggerfinger, die Hip-Hopper Käptn Peng, die englischen Punkrocker Blood Red Shoes und Go Go Berlin aus Dänemark.

Ziel: Mit den Finanzen bei plus minus null landen

Wie groß das Budget ist, verrät Stefanie Herzog nicht. Nur, dass es in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Das ist aber kein Grund, übermütig zu werden. Denn das finanzielle Risiko liegt bei zweien der Veranstalter. "Und die verdienten nicht einmal dann etwas, wenn alles glatt läuft", erklärt Herzog. "Wir versuchen immer, bei plus minus null zu landen."

Doch wozu all der Idealismus? Für das Gefühl, sagt sie. "Das Gefühl, sich mit Leuten zusammenzufinden, die das nicht machen müssen."