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Ausstellung im Naumburger Dom Glanzlichter auf Glas

Glasmalerei ist eine Kunstform, die außerhalb von Museen und Galerien -
nämlich in sakralen Räumen - zu sehen ist. Teils meterhohe Originale
zeigt die Ausstellung "Glanzlichter - Meisterwerke zeitgenössischer
Glasmalerei" im Naumburger Dom. Aber auch der Weg zu den
Korrespondenzstandorten lohnt sich.

26.07.2014, 01:16

Naumburg (vs) l Die moderne Glasmalerei hat in jüngster Zeit in der internationalen Kunstszene eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit gefunden. Das liegt wesentlich an weltweit anerkannten Künstlern wie Gerhard Richter, Markus Lüpertz, Xenia Hausner, Max Uhlig und Sigmar Polke. Sie interessierten sich für diese architektur- und öffentlichkeitsbezogene Kunstgattung und schufen aufsehenerregende Arbeiten - meist in sakralen Räumen.

Auch im Naumburger Dom entstanden in der Zusammenarbeit mit Künstlern wie Neo Rauch und Thomas Kuzio großartige Kompositionen aus Glas in der Elisabethkapelle, der Taufkapelle und der Krypta.

Darüber hinaus geben die rund 150, fast durchweg architekturbezogenen Arbeiten von 35 Künstlern in der Ausstellung "Glanzlichter", die im Dom, seinen Kapellen sowie an Korrespondenzstandorten noch bis zum 2. November gezeigt wird, einen repräsentativen Überblick über Werke von Meistern der zeitgenössischen Glasmalerei.

Exponate mit Architekturbezug

In der Mehrzahl sind die Exponate vollständige Fenster. Der Besucher findet aber auch Probefelder und freie Glasbilder. Experimentelle Arbeiten der jüngeren Künstlergeneration bestehen neben außergewöhnlichen Schöpfungen international anerkannter Künstler unserer Zeit.

Viele der teils meterhohen Arbeiten sind Originale und werden hier zum ersten Mal präsentiert, etliche wurden für mittelalterliche Kirchenbauten in Sachsen-Anhalt geschaffen.

Die Exponate werden architekturbezogen präsentiert: Soweit es möglich und sinnvoll erschien, sind die Glasfenster in der Fensterebene angeordnet. Für alle Gläser wurden eigene Wirkungsräume gefunden, die Exponate auf eine sehr große Fläche verteilen. So entstand eine weitgehend lockere Ausstellung, bei der nur wenige Objekte in einer Sichtachse stehen.

Fensterzyklus für die Krypta

Korrespondenzstandorte sind die Klosterkirche Schulpforte, der Merseburger Dom, die Klosterkirche Memleben und die St.-Marien-Kirche Freyburg. In der Klosterkirche Schulpforte beispielsweise treten fast farblose Arbeiten der modernen Grisailletechnik, sowie moderne Ornamentfenster in Korrespondenz zu den mittelalterlichen Grisaillefenstern.

Ein unglaubliches Ambieten, um moderne Glaskunst zu präsentieren, ist die Krypta der ehemaligen Klosterkirche in Memleben. Johannes Schreiter hat eigens für diesen Raum einen Fensterzyklus geschaffen. Die zwölf als Passionszyklus angelegten Fenster entsprechen der "urtümlichen Kraft des Raumes", sagt Schreiter.

Im Merseburger Dom hingegen sind die Glasarbeiten als Fensterschöpfungen für Teilräume des Doms - für Querhaus, Bischofskapelle, Krypta und Wort-Gottes-Kapelle - bestimmt und müssen sich im konkreten Ensemble historischer Architektur und ihrer Ausstattung bewähren.

Förderung von der Kunststiftung in Sachsen-Anhalt

Die Bischofskapelle mit einem spätgotischen Radleuchter, der 24 bischöfliche Wappenschilder aufweist, ist ein wunderbarer Ort des Gedenkens an Thilo von Trotha, der vom 10. August bis 2. November in der Sonderausstellung "Thilo von Trotha - Merseburgs legendärer Kirchenfürst" im Mittelpunkt steht. Fenster des Künstlers Thomas Kuzio nehmen in den Ornamenten und der Farbigkeit Bezug auf den Radleuchter und runden das Erscheinungsbild der Bischofskapelle ab.

Gefördert wird die Schau unter anderem von der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalts. Seit Anfang des Jahres sind der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut für das Unesco-Weltkulturerbe nominiert.