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Spielpause Sommertheater auf der Burg

Die Türen der städtischen Theater sind fest verschlossen. Im Sommer regiert die freie Szene die Theaterlandschaft. Für Kulturliebhaber ist das ein Gewinn.

06.08.2014, 01:21

Magdeburg (dpa) l Die freie Theaterlandschaft in Sachsen-Anhalt gönnt sich auch im Sommer keine Verschnaufpause. Ob unter freiem Himmel oder auf der Hinterbühne - in zahlreichen Spielstätten gibt es auch bei über 25 Grad Celsius immer etwas von den freien Gruppen zu sehen. Besucher kommen in den Sommermonaten gern zu den Auftritten, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Nicht zuletzt, weil die städtischen Theater gerade Pause machen.

In den heißen Urlaubsmonaten hätten die städtischen Bühnen geschlossen, erklärte der Vorsitzende des Landeszentrums "Spiel und Theater" Sachsen-Anhalt, Tom Wolter, in Magdeburg. Die maue Zeit nutzten die freien Gruppen für sich. Etwa 50 Prozent ihrer Produktionen zeigten sie während der städtischen Spielpause, sagte er. Theaterliebhaber würden die Alternativprogramme dankbar annehmen.

Ein Vorteil sei dabei das Wetter. "Viele Aufführungen können draußen gemacht werden", so Wolter. Die Open Airs kosteten weniger, da die Miete geringer sei als für einen Theaterraum. Die Teams könnten zudem ihre eigene Technik mitbringen. Außerdem passten oft auch mehr Zuschauer unter freien Himmel als in ein kleines Theater. Pro Auftritt könne so mehr Geld eingespielt werden, erklärte Wolter.

2008 habe die Schaustelle aus Halle erstmals ein Sommertheater vor der atemberaubenden Kulisse der Burg Giebichenstein veranstaltet. "Das kam damals unglaublich gut an", sagte Produktionsleiterin Jana Huber. Seitdem kämen jährlich bis zu 100 Besucher pro Auftritt zu den Openairs. "Seit drei Jahren touren wir mit den Sommerstücken auch durch die Lande - wie jetzt mit Station in Weimar", so Huber.

Einer der Gründe für die Entscheidung im Sommer aufzutreten, hänge mit der Kulturförderung des Landes zusammen. Die Gruppe könne im Jahr bei ein bis zwei Stücken finanziell vom Land unterstützt werden, sagte Huber. Es habe sich gezeigt, dass die Förderung besser in die Sommerstücke investiert sei. Im August spiele das Theater in Halle und Weimar Goethes "Wahlverwandschaften". Bei schlechtem Wetter seien die Fördermittel jedoch nur ein kleiner Trost. "Dann fallen die Auftritte aus und damit die Honorare der Schauspieler", so Huber.

Auch die Theatergruppe Kiebitzensteiner nutzt den Sommer für sich. Auf einer Terrasse in Halle zeige der Trupp ein Comedyprogramm für Jung und Alt, sagte Kabarettist Michael Kost. Man merke zwar schon, dass in der Ferienzeit weniger Menschen in der Stadt unterwegs seien. Aber die fehlende Konkurrenz der städtischen Bühne sei ebenfalls zu spüren. Bis zu 30 Besucher kämen pro Auftritt.

Bis zu 150 Menschen seien es bei den Auftritten des Theaters Apron aus Halle, sagte die freiberufliche Schauspielerin Katja Blüher. In den Sommermonaten zeige die Gruppe im Graben der Moritzburg Krimikomödien. Die Zahl der Zuschauer wachse von Jahr zu Jahr.

Auch in der Landeshauptstadt ist die Szene im Sommer rege. Unter anderem zeige die Magdeburger Theaterkiste im August ein Improvisationsstück, sagte Ute Stiegehahn vom Theatervorstand. Die Gruppe aus sechs jungen Leuten würde nach Vorgaben des Publikums eine Geschichte - teils lustig, teils skurril - entwickeln. Bis zu 50 Zuschauer kämen zu den Auftritten im Schnitt.

Doch auch wenn die Sommermonate für die meisten freien Theatergruppen gut laufen. Die Situation sei schwierig, erklärte Wolter. Nur im Sommer würden die Kosten gedeckt. Ansonsten sei das Theatermachen für die Freien ein hartes Geschäft - ohne Gewinn, aber mit viel Herzblut.