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Klischees und veraltete Rollenbilder UN-Studie: Filmindustrie diskriminiert Frauen

24.09.2014, 01:04

Bonn (epd) l Frauen sind einer UN-Studie zufolge in internationalen Filmen deutlich unterrepräsentiert und spielen oft klischeebesetzte Rollen. In der Filmindustrie zeige sich eine tiefsitzende Diskriminierung und Stereotypisierung von Frauen und Mädchen, kritisierte das deutsche Komitee von UN Women am Dienstag in Bonn. Nach der Untersuchung der Frauenorganisation der Vereinten Nationen machen Frauen zwar die Hälfte der Weltbevölkerung aus, besetzen aber weniger als ein Drittel (30,9 Prozent) der Sprechrollen in Filmen. Sie werden zudem häufig in sexuellem Licht gezeigt.

Für die Studie des US-amerikanischen Geena-Davis-Instituts für Geschlechter in den Medien in Zusammenarbeit mit UN Women und der Rockefeller-Stiftung untersuchten Forscher Filme aus Ländern wie den USA, Großbritannien, Deutschland, Brasilien, China, Indien und Russland.

Die meisten Sprechrollen für Frauen vergaben Großbritannien (37,9 Prozent), Brasilien (37,1 Prozent) und Südkorea (35,9 Prozent). Schlusslichter waren Indien mit 24,9 Prozent und amerikanisch-britische Co-Produktionen mit 23,6 Prozent. Von den zehn untersuchten deutschen Filmen war in nur zweien das Verhältnis von männlichen und weiblichen Sprechrollen ausgeglichen.

In Deutschland werden Frauen der Studie zufolge besonders oft sexualisiert dargestellt. 39,2 Prozent der Frauen in Filmen wurden fast oder vollständig nackt gezeigt, wie UN Women erklärte. Im weltweiten Durchschnitt waren es 24,2 Prozent. Insgesamt seien Frauen mehr als doppelt so oft wie Männer aufreizend, spärlich bekleidet oder nackt auf dem Bildschirm zu sehen. Die Studienautoren kritisieren zudem, dass Frauen in Filmen nur selten erfolgreich im Beruf sind. So seien lediglich rund 14 Prozent der Führungspositionen in Filmen mit Frauen besetzt worden. "Mit ihrem mächtigen Einfluss auf die Formung der Wahrnehmung haben Medien eine Schlüsselrolle in der Agenda zur Gleichstellung der Geschlechter", betonte die UN-Women-Exekutivdirektorin Phumzile Mlambo-Ngcuka. Verantwortliche in der Filmindustrie müssten stärker für Geschlechterungleichheit sensibilisiert werden.

Die Autoren raten zur Einstellung von mehr Filmemacherinnen. Die Zahl weiblicher Charaktere steige deutlich, wenn eine Frau als Regisseurin, Produzentin oder Drehbuchautorin hinter der Kamera stehe.