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Menahem Pressler und Wenzel Fuchs als Solisten bei der Magdeburgischen Philharmonie Klavierpoet mit großer Hingabe

Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker und Piano-Legende Menahem Pressler begeisterten im Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie.

Von Ulrike Löhr 03.11.2014, 01:08

Magdeburg l Zwei Weltklassesolisten machten das 2. Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie bereits zu einem Highlight der noch so jungen Konzert-Saison. Impressionistisch mit Debussy und Ravel gerahmt, standen gleich zwei Solokonzerte im Mittelpunkt: das einzige von Mozart für Klarinette und eines seiner populärsten Klavierkonzerte, beide in A-Dur, beide von Weltklassesolisten gespielt. Hier trafen sich zwei Musikergenerationen: der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker Wenzel Fuchs und der inzwischen 90-jährige Menahem Pressler - das war ein unwahrscheinlich spannender musikalischer Dialog.

Erstmalig in Magdeburg nahm Wenzel Fuchs das Konzertpublikum zunächst in einen Traum des Impressionismus mit. Und als hätte er bereits an den folgenden Mozart gedacht, schlich er sich mit einem beeindruckenden Pianissimo in die "Première Rhapsodie" von Claude Debussy. Ein anspruchsvolles Wettbewerbsstück für Klarinettisten von 206 Takten, davon lediglich nur 30 in einer Forte-Nuance. Fuchs begeisterte sofort mit einem warmen und lieblich singenden Klarinettenton, mit der wunderbar dezenten Magdeburgischen Philharmonie unter der Leitung von GMD Kimbo Ishii die Klangwelten Debussys ziselierend.

Vergleichbar in den Orchestersatz integriert bot Fuchs sogleich anschließend das Mozart-Klarinettenkonzert A-Dur KV 622. Was war das für ein sahniger Mozart! Selbst in den beiden forscheren Allegro-Sätzen spielte Wenzel Fuchs vornehm verhalten, aber wendig, wach und unheimlich fließend. Im Inneren entdeckte man eine Pracht an Gestaltungsspielraum, die er kammermusikalisch sehr beeindruckend auskostete. Mit dem als Filmmusik in "Jenseits von Afrika" populär gewordenen Adagio baute Fuchs einen weiten Horizont an Emotionen auf. Fantastisch! Und das Publikum war begeistert.

GMD Kimbo Ishii machte damit die Magdeburgische Philharmonie zum Mozart-Orchester. Die Musiker legten eine bezaubernde Leichtigkeit und dynamische Sensibilität an den Tag.

Ein Abend der besonderen Momente

So auch beim Mozart-Klavierkonzert A-Dur KV 488, mit dem diesmal der Klavierpoet und Ehrenbürger Magdeburgs Menahem Pressler zum vierten Mal zu Gast im Sinfoniekonzert war. Es sollte ein Abend der besonderen Momente werden. Dies treibe auch den 90-Jährigen immer noch an, wie er oft in Interviews sagt. Pressler ist ein Künstler der Inspiration des Augenblicks. Die kammermusikalische Aura, die er über 53 Jahre mit Musik des legendären Beaux Art Trios formte, war packend. Seelenvoll, mit tiefer Hingabe und einem sehr regen musikalischen Geist berührte er. Und so wurde das Adagio zum zelebrierten Beleg seines intimen Tons, eines ganz besonderen Klavieranschlags und einer Phrasengestaltung im Sinne des Zusammenspiels. Selbiges mit den Holzbläsern genoss Pressler sichtlich im übermütig effektvollen Rondo, wenngleich die Kondition Tribut verlangte. Das Publikum verneigte sich begeistert vor dieser Künstlerpersönlichkeit und feierte Menahem Pressler mit Standing Ovations in seiner Heimatstadt. Mit ihr im Reinen und glücklich lächelnd verabschiedete er sich in völliger innerer Ruhe mit den berühmten Chopin-Nocturnes.

Die Magdeburgische Philharmonie schloss den impressionistischen Rahmen mit Maurice Ravels Hommage an Johann Strauß, der Tanzdichtung "La Valse" in Erfahrung des Ersten Weltkrieges. Diese holprige Walzerseligkeit erwies sich spätestens in der Coda mit grellen Blechbläser-Glissandi und der Verschiebung des Dreier-Metrums als Fratze - für einen Abgesang eines ganzen Jahrhunderts. Ein begeisternder und erlebnisreicher Konzertabend verklang damit.