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Autobiografie Handschrift von Telemann in Riga gefunden

22.12.2014, 01:20

Riga/Magdeburg (vs) l Im Historischen Staatsarchiv Lettlands (Riga) wurde eine bisher unbekannte Autobiografie des Komponisten Georg Philipp Telemann (1681-1767) entdeckt. Die handschriftliche Skizze befindet sich in Materialien aus dem Nachlass des Rigaer Kantors Georg Michael Telemann, eines Enkels des berühmten Hamburger Musikdirektors und Johanneumkantors.

Der Musikwissenschaftler Ralph-Jürgen Reipsch, Mitarbeiter des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung Magdeburg, hat den Fund sowie eine bisher gleichfalls unbekannte deutsch-französische Lebensbeschreibung in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Die Musikforschung" publiziert.

Bei Telemanns Text, der etwa 1738 verfasst wurde, könnte es sich um eine eigenständige, aber verworfene Fassung für Johann Matthesons Musikerlexikon "Grundlage einer Ehren-Pforte" (1740) handeln. Telemann schildert seine Lebensumstände in dem vierseitigen Manuskript unter den fünf Rubriken "Eltern", "Erziehung", "Studien", "Music" und "Ehrenstellen". Zu den Neuerkenntnissen, die aus dieser Biografie zu ziehen sind, gehört, dass ihn neben den Magdeburger Schulen auch die "auserlesene Stadtmusic" seiner Geburtsstadt musikalisch geprägt hat.

Der Musiker lobt dankbar seine Mutter für eine exzellente Ausbildung

Unter der Rubrik "Eltern" widmet er sich vor allem seiner Mutter, von der er seine Musikalität herleitet. Ihr Entschluss, dem überaus begabten Knaben jenseits der Musik eine fundierte Ausbildung auf auswärtigen Schulen in Zellerfeld und Hildesheim angedeihen und ihn in Leipzig Jura studieren zu lassen, zeugt von der Lebensklugheit dieser gebildeten und frommen Frau, die sich durch den frühen Tod ihres Mannes (1685), des Heilig-Geist-Predigers Heinrich Telemann, in dürftige wirtschaftliche Verhältnisse versetzt sah.

So unterstreicht Telemann: "Ob ihr weniges Vermögen schon nicht zuließ, viel Kosten, zu Erlernung allerhand, einen jungen Menschen zierenden, Geschicklichkeiten anzuwenden, so ließ sie es doch am nöhtigen nicht ermangeln". Und nicht ohne Stolz erwähnt er, dass er sie durch sein "Chor= und anderweitiges Singen" schon in seiner Magdeburger Zeit finanziell entlastet habe, und dass sie ihm, nachdem die Vorsehung ihn "in die Ferne geführet" habe, dank seiner musikalischen Tätigkeiten nur noch "wenig, oder nichts, mehr zuzuwenden bedurft".