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Florian Silbereisen in Magdeburg "Wie ein zweites Wohnzimmer"

Florian Silbereisen bringt in Volksmusik-Shows Mädels zum Kreischen. Im
Januar präsentiert er das "Fest der Feste" in Magdeburg. Mit
Volksstimme-Redakteurin Elisa Sowieja sprach der Entertainer über
Sticheleien, Lagerkoller und die Toten Hosen.

23.12.2014, 01:13

Volksstimme: Auf Ihrer Tournee treten unter anderem ein Breakdancer und Voxxclub auf - eine Band, deren Videos zum Youtube-Renner wurden. Wieso sind Volksmusik-Shows heute so modern?
Florian Silbereisen: Wir haben mit den Shows in den vergangenen Jahren versucht, Genre-Grenzen einzureißen. So sind auch neue Karrieren entstanden, wie die von Voxxclub - Musicalsänger, die A-cappella-Gesang mit einem Beat kombinieren. Und das ist gut. Denn nur wenn man heute zeitgemäße Sounds und gute Texte mit professionellem Entertainment kombiniert, kann sich etwas Neues ergeben, das dann auch Erfolg hat.

Hätten Sie vor 15 Jahren gedacht, dass Sie in einer Volksmusik-Show mal Mädels zum Kreischen bringen?
Vor 15 Jahren war es noch eine andere Zeit. Jede Musikrichtung hat sich seitdem weiterentwickelt. Bei Liedern zum Beispiel von DJ Ötzi stehen beim Oktoberfest alle auf den Tischen und singen mit. Natürlich freue ich mich darüber, wenn viele junge Mädels und Burschen zum "Fest der Feste" kommen und mit uns feiern.

Haben Sie das Gefühl, dass einige ältere Zuschauer wegen der modernen Art die Nase rümpfen?
Die Zuschauer sind deutlich offener, als manche erwarten. Viele freuen sich, wenn Jungs wie die von Voxxclub mit tollen Stimmen auf der Bühne stehen und sich nicht hinter ihren Mikrofonständern verstecken, wie es früher war.

Stimmt, ein paar knackige Burschen schauen sich bestimmt auch betagtere Damen gern an.
Warum auch nicht? Ich glaube aber auch, dass der Erfolg in erster Linie etwas mit Leistung zu tun hat. Wenn man monatelang eine Show vorbereitet, honorieren das die Zuschauer.

Auf dem Tourplan stehen 38 Termine. Wie groß ist die Angst vor einem Lagerkoller?
Die habe ich nicht. Wir waren ja 2014 schon gemeinsam unterwegs. Da ist ein besonderer Spirit entstanden. Ich bin beispielsweise ein Mensch, der gern lange schläft und morgens nie freiwillig zum Frühstücken geht. Aber bei dieser Tournee haben wir um halb neun gefrühstückt. Vor und nach der Show haben wir ebenso zusammengesessen. Und auch die Zuschauer hatten viel Spaß mit uns. Deshalb wurde uns klar, dass wir die Tour 2015 wieder auf die Beine stellen wollen. Diesmal haben wir sogar noch Lucy als weibliche Unterstützung dabei.

Sie machen seit dem Kindesalter Volksmusik. Haben Sie je überlegt, die Musikrichtung zu wechseln?
Wenn ich auf meiner Steirischen Harmonika zusammen mit Two Cellos "Highway to hell" spiele: Mache ich dann Volksmusik, Rock, Klassik oder Pop? Es ist immer eine Definitionssache. Bei Liedern wie "Geboren um zu leben" oder "An Tagen wie diesen" muss ich sagen: Herzlichen Glückwunsch an Unheilig und die Toten Hosen, ihnen ist ein Schlager gelungen! Trotzdem werden sich diese Bands nicht als Schlagerbands definieren lassen.

Den Drang, die Volksmusik mal komplett wegzulassen, haben Sie aber nicht.
Die Volksmusik macht ja Spaß. Wenn wir alle gemeinsam auf der Bühne "Ein Stern" singen, dann singen tausende von Menschen mit. Und die, die es nicht zugeben, sind diejenigen, die beim Oktoberfest als Erste auf dem Tisch stehen. Außerdem kann ich in meinen Shows alles ausprobieren.

Wie sehr ärgert es Sie eigentlich, wenn Sie zum Beispiel von Stefan Raab veräppelt werden?
Überhaupt nicht. Ich finde gerade diese etwas ironische Art und Weise, wie man heute miteinander umgeht, wunderbar. Denn das schafft ja nicht nur Distanz, sondern auch neue Nähe. Wenn ich sehe, wie viele junge Mädels und Burschen heute zu uns ins Konzert kommen und im Vorfeld auf Facebook fragen, ob sie auch Tracht anziehen können, freue ich mich über dieses Selbstvertrauen.

Im Januar gastiert Ihre Show in Magdeburg. Dort unterstützen Sie seit 2012 das Kinderhospiz. Wie kam es damals dazu?
Ministerpräsident Reiner Haseloff hat mich darauf aufmerksam gemacht, als wir uns bei einer "Feste"-Show trafen. Später haben wir zusammen mit allen Künstlern entschieden, ein Lied aufzunehmen, das sich die Zuschauer dann gegen eine kleine Spende im Internet herunterladen konnten. Erfreulicherweise haben das sehr viele Menschen gemacht. Dieses Hospiz ist ein Ort voller Wärme und Geborgenheit. Ich war schon dort und werde bald wieder hinreisen.

In erster Linie kennen Sie die Stadt durch viele Shows. Was ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Magdeburg ist wie ein zweites Wohnzimmer. Und ich finde es immer wieder schön, dorthin zu kommen. Die Zuschauer haben Spaß, das ist für mich das Wichtigste.