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Moritzburg Halle Thomas Bauer-Friedrich: "Irgendwo muss ich dann auch streichen"

Von Romina Kempt 29.12.2014, 01:14

Halle (dpa) l Der Direktor des Kunstmuseums des Landes, Thomas Bauer-Friedrich, plant das neue Jahr in der Moritzburg. Rund 4,5 Millionen Euro stehen ihm zur Verfügung. Damit soll er sein Personal bezahlen, neue Ausstellungen auf die Beine stellen und den Betrieb am Laufen halten. Sein größtes Problem: Die Stadt zahlt seit Jahren ihr versprochenes Geld nicht. Sein größtes Vorhaben: Die neuen Ausstellungen gelingen zu lassen.

Frage: Was erwartet die Besucher im kommenden Jahr an Ausstellungen?
Thomas Bauer-Friedrich: Ein wichtiges Projekt wird das 100. Jubiläum der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sein. Wir werden den fulminanten Abschluss des Jubiläumsjahres mit einer eigenen Ausstellung Ende des Jahres machen. Daneben wird es weitere Sonderausstellungen geben mit internationalen Kooperationen in Italien, der Schweiz oder Amerika. Im März geht es los mit einer Schau zu Porträt- und Werbefotografie der 1920er bis 1950er Jahre. Da fallen Namen wie Marilyn Monroe, Marlene Dietrich oder Elizabeth Taylor. Dann werden wir zeitgenössische Kunst aus Japan zeigen. Das ist ein schönes Beispiel, wie sinnlich und leicht Kunst sein kann. Das wird bestimmt jüngere Menschen sehr interessieren. Die Moritzburg wird darüber hinaus im kommenden Jahr Teil verschiedener Veranstaltungen - vom Kurt-Weill-Fest bis hin zu Konzerten im Innenhof.

Sie hatten in diesem Jahr viel vor. Was ist aus Ihren Zielen - von einer besseren Depotsituation bis hin zu neuer Technik - geworden?
Das Thema Technisierung hat begonnen. Wir bewerben jede neue Ausstellung jetzt mit einem eigenen Trailer. Die werden über die sozialen Medien im Internet oder auch im Kinovorprogramm verbreitet. Im Rahmen der Ausstellung zu August von Sachsen hatten wir zudem einen Audioguide, der gut genutzt wurde. Und die Depotsituation, die ich verbessern will, ist auch in vollem Gange. Zum Jahreswechsel werden die Bauarbeiten wahrscheinlich abgeschlossen, so dass wir im Frühjahr beginnen können, die Depots schrittweise zu beziehen. Zum Beispiel wird die Neue Residenz in die Moritzburg herübergeholt. Perspektivisch soll im Kuppelsaal ein neues Schaudepot entstehen, wo die Werke auch für die Besucher zugänglich gemacht werden.

Es gab immer wieder heiße Diskussionen ums Geld. Was genau ist das Problem?
Die Stadt hatte sich vor Jahren vertraglich dem Land gegenüber bereiterklärt, die Arbeit der Moritzburg jährlich mit 130.000 Euro zu unterstützen. Seit drei Jahren bleiben die Zahlungen jedoch aus. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) bringt als Argument an, dass es in dem Vertrag einen Passus vorbehaltlich der Haushaltsmöglichkeit gibt. Das stimmt. Doch diesen Passus findet man letztendlich in allen Verträgen. Uns geht es jetzt darum, dass die Stadt ein Statement für die Moritzburg abgibt. Jeder Besucher unseres Hauses ist auch ein Besucher der Stadt Halle. Im Idealfall lässt er über Übernachtungen oder Restaurantbesuche auch Geld hier.

Was ist, wenn die Zahlungen der Stadt weiterhin wegen klammer Kassen ausbleiben?
In drei Jahren sind schon 390.000 Euro angefallen. Wenn das so weitergeht, sind wir bald bei mehr als einer halben Millionen Euro, die von der Stiftung Dome und Schlösser kompensiert werden muss. Auf Dauer geht das nicht. Das bedeutet für mich, dass ich bald Geld irgendwo einsparen muss. Das kann bedeuten, dass es entweder eine komplette Ausstellung pro Jahr weniger gibt oder wir in der Kunstvermittlung, bei Kinder- und Jugendprojekten sparen müssen. Irgendwo muss ich dann auch streichen.

Wie gehen Sie mit diesem Problem ins neue Jahr?
Es gibt im kommenden Jahr weitere Gespräche mit der Stadt. Was man nämlich nicht vergessen darf, es gibt auch - abseits von uns - andere Finanzierungspartner für andere Einrichtungen. Die sind auch davon abhängig, dass Wort gehalten wird. Wir haben schon erste verdeckte Signale bekommen: "Na, wenn Halle seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, warum dann wir?" Das kann sehr schnell größere Dimensionen annehmen.