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"Foxcatcher" läuft ab Donnerstag Düster und preiswürdig

US-Regisseur Bennett Miller hat mit "Foxcatcher" aus einer wahren
Geschichte einen Thriller gemacht. Sein Drama ist ein Preiskandidat.
Nach einer Cannes-Auszeichnung geht der Film nun ins Rennen um die
Hollywood-Oscars.

04.02.2015, 01:21

Paris (dpa) l Den Film konnte der amerikanische Multimillionär John E. du Pont nicht mehr sehen. Der Erbe des Chemiekonzerns starb im Dezember 2010 in einem Gefängnis. Er hatte David Schultz, den Olympiasieger im Ringen, mit drei Schüssen getötet. In "Foxcatcher" hat der US-Regisseur Bennett Miller nun die wahre Geschichte verfilmt und daraus ein nervenaufreibendes Kino gezaubert - und einen Preiskandidaten. Nach der Cannes-Auszeichnung für die beste Regie geht das Drama nun mit fünf Nominierungen in das Rennen um die Oscars.

"Foxcatcher" ist ein Film über Macht, Männer und das Leben des exzentrischen, psychisch deformierten Multimillionärs du Pont. Mit düsteren Farben und verstörender Musik schafft Miller die Kulisse für seine Tragödie: Mark führt zwei Jahre nach seinem Olympiasieg 1984 im Freistilringen ein eintöniges Dasein. Er wohnt in einer kleinen Wohnung, lebt von Hamburgern und träumt von der Olympiade 1988 in Seoul. Doch für das entsprechende Training fehlt das Geld.

Da erreicht ihn ein lukratives Angebot des Multimillionärs, der ihn einlädt, auf seinem Anwesen "Foxcatcher" zu trainieren und einen Trainingsstützpunkt für amerikanische Ringer aufzubauen. Aus dem Traum wird ein Alptraum, denn sein Sponsor, Förderer und Erbe der mächtigen Chemie- und Waffendynastie du Pont entpuppt sich als machtbesessen und paranoid. Ein psychischer und physischer Kampf zwischen den beiden beginnt. Als der Industriellen-Spross Marks Bruder David in sein Trainingslager holt, entwickelt sich eine gefährliche Dreieckskonstellation.

Nach "Capote" und "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" hat sich Miller erneut vom wahren Schicksal realer Menschen inspirieren lassen. Ihn ziehen Stories an, hinter denen er nach der Wahrheit forschen kann, erklärte er in einem Interview. In "Foxcatcher" führt er nun die Kamera mit Distanz und menschlicher Kühle an die Tragödie heran.

Denn in dem Film geht es nur vordergründig um Sport. Der Regisseur zeichnet vielmehr eine vielschichtige Beziehungs- und Machtstudie. Du Pont glaubt, mit Geld alles kaufen zu können und will seiner dominanten Mutter mit seinem Ringerteam zeigen, dass er ein ganzer Mann ist. Mark hofft, mit du Ponts Hilfe aus dem Schatten seines Bruders und Mentors zu treten. Und David will letztendlich nur seinem jüngeren Bruder helfen.

Das Hauptsteller-Trio begeistert - und erstaunt. Komiker Steve Carell als exzentrischer und paranoider Industriellen-Erbe punktet mit Bravour als Charakterdarsteller. Die Oscar-Jury hat den 52-Jährigen dafür als besten Hauptdarsteller nominiert. Auch Channing Tatum als Profi-Wrestler ist überzeugend aus seiner Komödien- und Actionfilm-Schublade gestiegen. Grandios spielt ebenfalls Mark Ruffalo ("Iron Man 3"); er gibt den in sich ruhenden und fürsorglichen Bruder David.