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Musical "Crazy for You" Ein Feuerwerk für alle Sinne

Magdeburg ist eine Musicalstadt. Wenn es dazu noch eines Beweises
bedurfte - die grandiose Premiere von "Crazy for You - Das neue
Gershwin-Musical" im Opernhaus am Sonnabend war einer.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 16.02.2015, 01:37

Magdeburg l Bei den Musicalproduktionen des Magdeburger Theaters in den letzten Jahren reiht sich ein Erfolg an den anderen. Die Erwartung des Publikums ist also hoch. Trotzdem den Mut zu besitzen, die bewährten Erfolgspfade zu verlassen und Raum für neue Ideen, andere Auffassungen einzuräumen, das ist schon Anerkennung wert.

Doch der Mut hat sich gelohnt. Der Magdeburger Erik Petersen stand vor zehn Jahren noch als Statist auf der Bühne des Theaters seiner Heimatstadt. Mit "Crazy for You" lieferte er in Magdeburg ein fulminantes Regiedebüt ab. Es ist eine wahre Freude, dieses Feuerwerk für alle Sinne zu erleben, in dem gespielt, gesungen, getanzt und gesteppt wird.

Das Musical, das auf "Girl Crazy" von Gershwin zurückgeht und von Ken Ludwig vor 25 Jahren als Neufassung arrangiert wurde, wird von vielen als eigenes Musical angesehen. Lediglich die Gershwin-Musik ist Original.

"Crazy for You" ist ein Tanzmusical voller unerwarteter Wendungen, sehr viel Humor, Liebe, Täuschung, Enttäuschung und einem Happy End. Die Handlung ist eher trivial: Der Bankierssohn Bobby Child möchte auf die Theaterbühne, was ihm verwehrt wird. Stattdessen soll er ein ehemaliges Theater in der Wüste von Nevada abwickeln. Dort angekommen, verliebt er sich in die Tochter des verschuldeten Theaterbesitzers und beschließt, dort eine Show zu inszenieren. Weil er als Bankier aber die Liebe seiner Angebeteten nicht erringen kann, verkleidet er sich als großer Broadway-Produzent.

Anerkannte Stars und ein spielfreudiger Opernchor

Bettina Mönch als Polly Baker und Dirk Weiler als Bobby Child sind die Protagonisten in diesem Stück und gehören beide zu den großen Namen in der Musicalszene. Die Münchnerin Bettina Mönch singt allein im ersten Halbjahr die "Evita" in der Oper Graz sowie Rollen in Wien und München. Dirk Weiler ist nicht nur Schauspieler und Sänger sondern arbeitet auch als Steptanz-Lehrer, Regisseur, Choreograph und Liedinterpretations-Lehrer, unter anderem in New York, Essen, Leipzig und London.

Es ist eine großartige Mischung von anerkannten Stars der Musicalwelt mit einem Opernchor, der in seiner Vielfalt und Spielfreude seinesgleichen sucht, sowie einem Ballett, das es geschafft hat, in sehr kurzer Zeit das Steppen zu lernen.

Nicht zu vergessen die festen Ensemblemitglieder des Theaters Magdeburg, wie Markus Liske als Bela Zangler, Wolfgang Klose als Pollys Vater, Axel Strothmann als Saloon-Besitzer, Gabriele Stoppel-Bachmann hervorragend als Bobbys Mutter oder Regina Most und Thomas Matz als Reisebeschreibungsautoren. Eine leider viel zu kurze Glanzrolle bot Sylvia Rena Ziegler, als sie als "böses Mädchen" den Saloon-Besitzer im Sturm erobert.

Kati Farkas, die für die Choreografie verantwortlich zeichnete, erweckt perfekt den Eindruck, dass man es hier mit einem tanzenden Chor und einem singenden Ballett zu tun hatte. Anja Lichtenegger schuf ein Bühnenbild, das in seiner Vielfalt und den enorm schnellen Wechseln die Geschwindigkeit der Handlung aufnahm.

Das galt auch für die Musiker unter Leitung von Hermann Dukek, die zwar nicht die swingende Leichtigkeit einer Big-Band erschallen ließen, aber mit der eher ungewohnten Instrumentierung bestens zurechtkamen.

Ovationen im Stehen und Begeisterungsrufe des Publikums waren der Dank für drei Stunden purer Broadway-Atmosphäre. Die opulente Ausstattung mit viel Glitter und Glimmer von Dagmar Morell kann am New Yorker Broadway kaum üppiger ausfallen und dürfte auch bei den kommenden Vorstellungen ein volles Haus garantieren. Immerhin liegt das Theater am Breiten Weg, was übersetzt auch nichts anderes als ein Broadway ist.

Bilder unter www.volksstimme.de/crazy