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Bachs Johannes-Passion Bewegender Auftakt zur Karwoche

Von Helmut Rohm 31.03.2015, 01:32

Magdeburg l Mit der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach hat der Universitätschor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg am Sonntag in der gut besuchten Magdeburger Johanniskirche eine beeindruckende Einstimmung in die Karwoche präsentiert. Wahrscheinlich ebenso bemerkenswert wie bei der Uraufführung am Karfreitag, dem 7. April 1724, in der Leipziger Thomaskirche.

Mit dem prachtvollen Eingangschor "Herr unser Herrscher" eröffneten die etwa 80 Sängerinnen und Sänger und das Mitteldeutsche Kammerorchester unter der konzentriert-motivierenden Gesamtleitung von Tobias Eger den biblischen Bericht vom Leiden und Tod Jesu Christi. Durchgehend gute Diktion, ausgewogene Stimmenbalance und sichere Einsätze auch bei oft schnellen Wechseln zwischen Chor und Solisten zeichneten den Vortrag aus.

In überwiegend kurzen Chören und Chorälen, in Arien und Rezitativen wird dramatisch, packend und auch kurzweilig die Geschichte vom Verrat und der Gefangennahme Jesu, der Verleugnung durch Petrus, von Verhören und Geißelung, der Kreuzigung hin bis zur Kreuzabnahme und damit letztendlich dem Triumph über den Tod geschildert. Gleichsam war das Magdeburger Chorkonzert eine emotional sehr ergreifende Darstellung, die vom Inhalt her auf dem Johannes-Evangelium basiert, dieses aber erweitert.

Bach hat all das in treffliche und eingängige Musik "eingebettet". Insbesondere setzt er wirkungsvoll Soloinstrumente ein, die von den Musikern des Kammerorchesters hervorragend gespielt wurden.

Eine dieser faszinierend bewegenden Passagen war die zentrale Arie "Es ist vollbracht", die Altistin Bettina Denner-Brückner, begleitet von der Viola da gamba, einfühlsam sang. Eine ebensolch nahegehende Tiefe schuf Sopranistin Stefanie Fels-Lauer mit der Arie "Zerfließe mein Herz", gemeinsam mit Flöten und Oboen.

Leidenschaftlich agierte Tenor Dirk Kleine als Evangelist und beeindruckte auch mit den Arien wie "Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken", mit strahlender Stimme und mit Begleitung einer Laute und zweier Violen dámore die Gäste.

Stephan Heinemann (Bass) überzeugte als Jesus mit einer der Figur innewohnenden hohen Souveränität und Abgeklärtheit und insbesondere auch in den Arien mit reizvollen Bass-Chor-Dialogen. Felix Rumpf (Bariton) gestaltete unter anderem die Figur des Pilatus.

Nach dem Schlusschoral "Herr Jesu Christ, erhöre mich. Ich will dich preisen ewiglich" verhielten die Gäste, stark beeindruckt vom Chorerlebnis, eine längere Zeit in völliger Ruhe, ehe der verdiente Beifall anhub.