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Kulturhistorisches Museum Eine Stadt des Magdeburger Rechts

Die Geschichte Krakaus und das Magdeburger Recht sind eng miteinander verbunden - wie eng, das beleuchtet die neue Ausstellung "Cracovia 3D" im Kulturhistorischen Museum Magdeburg.

Von Grit Warnat 20.05.2015, 03:26

Magdeburg l Krakau im Jahr 1257. Nach der Zerstörung der bereits lange existierenden Siedlung hatte Fürst Boleslaw die Stadt neugegründet, sie nutzte wie ungefähr 200 weitere Ortschaften um Krakau herum das Magdeburger Recht. In 1000 Städten und Gemeinden in Mittel- und Osteuropa hat es sich einst ausgebreitet. Es stärkte die Interessen des Stadtbürgertums, ermöglichte der Stadt neue Befugnisse in der Selbstverwaltung und im Gerichtswesen, vor allem aber stärkte es das Eigentum und den freien Handel und begünstigte einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Krakau entwickelte sich zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert zu einem bedeutenden Handelsort. Die polnische Stadt wuchs permanent, wurde stolz und reich und eines der der wichtigsten Handelszentren Mitteleuropas.

Neue Blicke auf Krakauer Dreistadt

Eine wohlhabende Patrizierschicht entstand und mit ihr eindrucksvolle Bürgerhäuser und prachtvolle öffentliche Bauten. Das Rathaus ist solch ein Bau, das sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderte, vor allem vergrößerte. Es stand immer auf dem Marktplatz, direkt neben dem Marktgeschehen, und war Zentrum der städtischen Selbstverwaltung.

Modelle und Bilder in der Ausstellung zeigen, wie sich der anfängliche Wehr- und Wohnturm des Vogtes zu einem imposanten Bau entwickelte, größer und höher, immer im Blick den Handel am Fuße des Hauses. Direkt daneben die Tuchhallen, zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch Holzbauten, und die Kramläden als erste kaufmännische Bebauung.

Großflächige Bilder geben immer wieder neue Blicke auf die Krakauer Dreistadt, bestehend aus den Ortschaften Krakau, Kazimierz und Kleparz. Das Programm "Cracovia 3D" macht die digitale Rekonstruktion der historischen Altstadt in den verschiedenen zeitlichen Abschnitten für den Betrachter erlebbar. Man schaut förmlich hinein in breite Straßen und kleine Gassen, auf Dächer und in Hinterhöfe, sieht Plätze und Klosteranlagen, die vielen Kirchen der Stadt, das große Königsschloss Wawel, die gewaltigen Befestigungsanlagen.

Spaziergang in 3D

Die Mitarbeiter des Historischen Museums der Stadt Krakau erschaffen dank dieser digitalen Rekonstruktion, für die zahlreiche archäologische Funde, Stiche, Schriftstücke und überlieferte Bilder ausgewertet worden sind, sehr eindrucksvoll und anschaulich eine Stadt wie in einer Miniaturausstellung.

Neben Bildern und Filmen vervollständigen Objekte die insgesamt neun Abschnitte der Schau. Zu sehen sind unter anderem ein Siegelring des Bürgermeisters und ein Zepter als Zeichen der veränderten Selbstverwaltung, das Buch des Juristen Bartolomiej Groicki (um 1534-1605), der das Magdeburger Recht einst ins Polnische übertragen hat, steht für das neue Rechts- und Gerichtswesen.

Aufwendig gestaltete Zunfttruhen für Akten und Verzeichnisse, Zeremonialstäbe, ein prächtiger Zunftanhänger der Schuhmacher als Messingguss dokumentieren den Aufschwung der Zünfte und ihre Rolle in der Organsation einer Stadt. Zum Schluss gibt es einen 20-minütigen filmischen Spaziergang - ebenfalls in 3D.

Die Exposition ist eine Gemeinschaftsarbeit des Historischen Museum Krakaus und des Kulturhistorischen Museums Magdeburg. Beide Häuser verbindet seit mehr als zehn Jahren eine Partnerschaft. Bereits 2007 hatte das Stadthistorische Museum Krakau die Großausstellung "Krakau - Europäische Stadt des Magdeburger Rechts 1257-1791" zum 750. Jahrestag der Neugründung der Stadt organisiert.