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Museumsverband Sachsen-Anhalt Mittelaltermärkte allein helfen nicht

08.06.2015, 01:42

Im Juni vor 25 Jahren wurde der Museumsverband Sachsen-Anhalt in Bernburg gegründet. Er vertritt 165 Einrichtungen im Land. Noch immer gibt es in der Museumslandschaft viel zu stabilisieren und auszubauen. Mit der Verbandsvorsitzenden Kristin Otto sprach Uta Baier.

Volksstimme: 25 Jahre Museumsverband - das ist doch ein Grund zu feiern, oder?
Kristin Otto: Unbedingt! Anhand der Liste der Gratulanten aus Politik und Gesellschaft wurde sehr deutlich, dass der Museumsverband Sachsen-Anhalt eine wichtige Rolle im Land spielt und von der Politik als Partner gesehen wird. Das freut uns natürlich sehr.

Trotzdem haben Sie anlässlich des Jubiläums von fragilen Situationen in den Museen gesprochen. Ist es wirklich so schlimm?
Es ist tatsächlich so, dass wir uns jetzt an die Anfangszeit vor 25 Jahren erinnert fühlten. Damals hieß eine der Hauptaufgaben, in ihrer Existenz bedrohten Museen zu helfen. Und das ist heute wieder eine der wichtigsten Aufgaben des Verbandes.

Museen müssen sich angesichts der Konkurrenz anderer Freizeitangebote, neuer Sehgewohnheiten, neuer Besucher ändern. Ist das nicht auch eine Chance?
Das ist eine Chance, aber nicht nur. Natürlich können es sich Museen zunutze machen, dass sie als ein Freizeitangebot wahrgenommen werden. Doch das Ausrichten von Mittelaltermärkten allein wird sie nicht retten. Den Museen kommt nach wie vor eine wichtige Bildungsaufgabe zu - die müssen sie entsprechend den Bedürfnissen und dem Wissen der Besucher erfüllen.

Wahrscheinlich wird es in Zukunft auch nicht wesentlich mehr Geld für die Museumsarbeit geben - welche Strategien entwickeln die Museen?
Wenn Sie sich vorstellen, dass manche kleine Museen nicht einmal wissen, wovon sie das Porto für die Einladungskarten zur nächsten Ausstellung bezahlen sollen, dann fällt es sehr schwer, über eine strategische Neuausrichtung des eigenen Hauses nachzudenken.

Ist Geldmangel das größte Problem der Museen?
In einer Zeit, in der viele Kommunen sich um eine Haushaltskonsolidierung bemühen und mit stark eingeschränkten Haushaltsmitteln arbeiten müssen, ist es tatsächlich so, dass die finanzielle Situation das größte Problem darstellt.

Was werden Ihre nächsten Aufgaben sein?
Im Prinzip werden es die gleichen Aufgaben wie bisher sein: Lobbyarbeit bei der Politik im Interesse der Museen, Weiterbildung für Museumsmitarbeiter. Außerdem sind wir mit Kultusministerium und Landesregierung im Gespräch, um eine Novelle der Kulturförderrichtlinien des Landes zu erreichen.

Mit welchem Ziel?
Viele kleine Museen in kommunaler Trägerschaft können Fördermittel des Landes nicht beantragen, weil sie den erforderlichen Anteil von 50 Prozent aus Eigenmitteln und Spenden nicht aufbringen können. Vielen würde es helfen, wenn sie bei bestimmten Projekten - einer Verbesserung der Depotsituation, großen Restaurierungsvorhaben - nur 30 Prozent finanzieren müssten.

Die Erforschung der eigenen Bestände ist gerade sehr im Gespräch - wie weit sind die Museen in Sachsen-Anhalt mit der Provenienzforschung?
Ich denke schon, dass viele Museen ihre Depots aufgrund neuer Quellen und Methoden noch einmal genau ansehen müssen. Dabei geht es natürlich um jüdischen Besitz, aber auch um beschlagnahmte Kunst von DDR-Sammlern.

Wenn wir auf Schenkungen und Stiftungen angewiesen sind, sind wir auch darauf angewiesen, dass uns die Menschen vertrauen. Dieses Vertrauen darf man nicht durch unethisches Verhalten verwirken. Wer ein Objekt durch Unehrlichkeit behält, verliert seinen guten Ruf.