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Wernigerode Oper im Schloss

Wenn das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode zu Open-Air-Opernnächten lädt, ist Festspielzeit im malerischen Schloss hoch über der Stadt. Morgen startet die bereits 20. Auflage der Schlossfestspiele mit einem erneut ambitionierten Programm und einigen Neuerungen zum 20. Geburtstag.

Von Grit Warnat 23.07.2015, 20:34

Wernigerode l Als Christian Fitzner 1994 seinen Dienst als Künstlerischer Leiter des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode antrat, gab es ein Orchester, Schlosshofserenaden und Fitzners Interesse für Opern. Der damals Neue ließ sich inspirieren vom Schlossensemble, konzipierte um. 1996 wurde erstmals zu Schlossfestspielen und Mozarts "Don Giovanni" geladen. Weil der Zuspruch gut war und gut ist, stemmt sein Orchester alljährlich zum Festival nicht nur die verschiedenen Konzerte, sondern auch Opern von Puccinis "Tosca", Verdis "La Traviata" über Mozarts "Die Zauberflöte" und Lortzings "Der Wildschütz" bis hin zu Friedrich von Flotows Oper "Martha". "Martha" wird am 7. August Premiere haben.

Trotz der eingängigen Melodien, einst von Stars wie Anneliese Rothenberger, Brigitte Fassbaender und Hermann Prey gesungen, ist die 1847 in Wien uraufgeführte romantisch-komische Oper heute fast von den deutschen Bühnen verschwunden. Fitzer spricht von wunderbarer Musik und einem Stoff um ein Ehrenfräulein der Königin, die dem Hofleben entfliehen will, der bestens zum Schloss passe. Karin Seinsche führt wie schon im vergangenen Jahr bei der Smetana-Oper "Die verkaufte Braut" erneut Regie. Die "Martha"-Sänger kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, den Chor bilden Studenten der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und die Wernigeröder Singakademie.

Die Operninszenierung ist alljährlich das Herzstück der Schlossfestspiele. Sieben Aufführungen sind im August geplant. Das Augenmerk Fitzners liegt im Moment jedoch auf der "First Night", dem traditionellen Eröffnungskonzert am 25. Juli. "Wir werden nicht klassisch eröffnen", sagt Musikdirektor Fitzner, der somit auch neues Publikum locken will und gespannt ist, wie die Lieder Weill, Hollaender, Piaf und Poulenc bei den Gästen ankommen.

Auf die Besucher warten in der 20. Auflage einige neue Festival-Aspekte wie Sommerjazz (mit dem Quartett um die aus Wernigerode stammende Flötistin Anne-Sophie Heinrich) und Puppenspiel im Familienprogramm "Der goldene Vogel". Das Bläserquintett des Orchesters lädt dazu nicht ins Schloss, sondern in die Stadt ein. Spielort ist der Kunsthof des Wernigeröder Kunst- und Kulturvereins.

Ttradition haben die Wandelkonzerte. Die Karten sind am schnellsten vergriffen, weil nur jeweils 30 Besucher mit den Orchestermusikern durch die historischen Wohnräume flanieren können. "Die Leute begeistert die Verbindung von Musik und Architektur", sagt Fitzner. Bismarck wird beim Wandeln eine Rolle spielen - passend zur großen Sonderausstellung "Positive und organische Reformen. Otto von Bismarck und die Innenpolitik", die am 30. Juli im Frühlingsbau eröffnet wird.

Etwa 3000 Besucher erwarten der Musikchef und sein Orchester zwischen 25. Juli und 29. August. 50 Prozent sind Wernigeröder, 50 Prozent auswärtige Gäste, sagt die Statistik. Fitzner spricht von kleinen, feinen Festspielen im überschaubaren Innenhof des Schlosses. "Unser Ziel ist nicht die Masse."

Ein Wunsch zum 20. Geburtstag? Schönes Wetter, sagt Fitzner. Damit es Musik im Schlossinnenhof gibt und keine Umzüge in die Ausweichspielstätte.