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Konzertprojekt Von New York nach Magdeburg

"The Sound of Unity" ist ein außergewöhnliches Konzertprojekt zum Jubiläum 25 Jahre deutsche Einheit.

Von Grit Warnat 23.08.2015, 19:12

Marienborn l Als Sven Stucke 1987 in Magdeburg geboren wurde, trennte eine Mauer die Menschen in beiden deutschen Staaten. Er war zu jung, um bewusst deren friedlichen Fall, den Freudentaumel und die Wiedervereinigung mitzuerleben. Grenzen waren ihm nicht mehr im Weg, als es den Talentierten nach dem Magdeburger Konservatoriumsbesuch für Musikstudien und Konzertauftritte durch Europa zog. Heute lebt der 27-Jährige in New York.

Dass ihm in der fernen neuen Heimat Deutschland und die Wiedervereinigung dennoch sehr nahe sind, zeigt sein außergewöhnliches Konzertprojekt. Das hatte am 11. April bereits in New York mit Unterstützung des dortigen deutschen Generalkonsulates Premiere. Am 12. September, dem 25. Jahrestag der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrages, wird es in Magdeburg zu erleben sein. Danach folgen Auftritte in der Landesvertretung in Brüssel und in China.

Die Musik verstärkt die Bilder

"The Sound of Unity" ist Konzert und Videoinstallation, sagt der Violinist bei einem Besuch in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt hat Stucke die exklusiven Bilder und historischen Filmsequenzen zu verdanken, die beim Konzert eingespielt werden. Erinnert wird damit an die Nachkriegszeit in Deutschland bis hin zur Wiedervereinigung.

Stucke vergleicht die Umsetzung des Projektes mit einem Stummfilm: Auch dort verstärke die Musik die Bilder des Filmes und bringe besondere Emotionen hervor.

Er hat gesichtet, geschnitten und zu den bewegten Bildern die passende Musik gesucht. Bruch, Schostakowitsch, Schumann, Dvo?ák, Poulenc. Der junge Geiger erzählt, dass Ausschnitte aus Ravels Violinsonate Nr. 2 erklingen, wenn im Video Bilder der Berlin-Blockade zu sehen sind. Und zu den Fluchtszenen gibt es bewegende Musik von Lena Auerbach, einer aus Russland stammenden Pianistin und Komponistin. Stucke hat sich für jenes Werk entschieden, das Auerbach wenige Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 komponiert hat und das beseelt sei von Tod, Verderben, innerlicher Zerrissenheit. Und die Jubelszenen der Wiedervereinigung? "Da kann es nur ein Werk geben. Das ist aus Beethovens 9. Sinfonie ,Freude schöner Götterfunken`", sagt Stucke.

Das alles ohne Orchester. Gemeinsam haben er und sein langjähriger musikalischer Bühnengefährte Johann Blanchard die Werke neu arrangiert. Der Pianist, wie Stucke vielfach mit Preisen geehrt und in der Welt unterwegs, war bereits in New York beim Konzert dabei, beide werden auch in Magdeburg spielen.

In Amerika haben die Musiker für die Verwirklichung dieser Idee viel Unterstützung erhalten, auch, weil die deutsche Community stark sei, sagt Stucke. Man sei angetan gewesen, dass die Ereignisse in dieser Art und Weise aufgearbeitet worden seien.

Dem Auftritt in New York folgt nun Magdeburg. Stucke: "Ich will die Veranstaltung nach Hause tragen." Der Musiker weiß die Stiftung Gedenkstätten und das Magdeburger Kunstmuseum an seiner Seite.

Warum engagiert sich ein 27-jähriges Geigentalent musikalisch so stark für die deutsche Einheit? Schließlich käme er aus einer geschichtsbegeisterten Familie, die ihn prägte, sagt er zuerst. Und dann fügt er hinzu: "Wenn man die meiste Zeit des Jahres im Ausland verbringt, wird die Verwurzelung mit dem Heimatland eher stärker."