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Europäische Erstaufführung am Nordharzer Städtebundtheater Ein US-Amerikaner inszeniert ein witziges Stück um "9/11"

03.03.2011, 04:29

"End Days" ist ein Schauspiel der Amerikanerin Deborah Zoe Laufer, das in den USA seit 2007 mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Die Autorin hat sich mit dem 11. September 2001 auseinandergesetzt und in ihrem Stück individuelle Überlebensstrategien thematisiert. Das Nordharzer Städtebundtheater bringt "End Days" als europäische Erstaufführung auf die Bühne. Jonathan Failla führt Regie.

Von Grit Warnat

Halberstadt. "End Days" werde in Illinois, Wisconsin, Kalifornien, Florida gespielt. "Überall in Amerika", sagt der US-Amerikaner und in Magdeburg lebende Jonathan Failla und fügt hinzu: "Ich glaube, es ist zur Zeit das meistgespielte Stück."

Failla, der "End Days" in New York City gesehen hat und dessen Erfolg der Komik von Deborah Zoe Laufer zuschreibt, verfolgt aufmerksam das Theatergeschehen auf der anderen Seite des Ozeans. "Ich freue mich, dass Deborah so erfolgreich ist. Wie sie spielt und wie sie schreibt ... Sie hat es einfach drauf." Failla kennt die Autorin persönlich. Er ging mit ihr auf die Schauspielschule in New York. "Es ist unglaublich schön und wichtig für mich, dieses Stück jetzt in Deutschland zu inszenieren", sagt Failla. Seine Frau Anja hat "End Days" ins Deutsche übersetzt.

Das Gegenwartsdrama handelt von Familie Stein. Vater Arthur hat einst im World Trade Center gearbeitet und als einziger seiner Firma überlebt. Depressionen holen ihn ein. Auch Mutter Sylvia ist nicht mehr fröhlich und einem christlichen Bekehrungswahn verfallen. Und die 15-jährige Tochter Rachel im Gothic-Outfit zeigt kein Verständnis für ihre Eltern. Failla beschreibt dieses häusliche Dasein als "skurrile Welt". Man glaubt das gern, wenn man hört, dass Jesus eine Rolle hat – auch in Cowboystiefeln.

Ungewöhnlich witzig und liebenswürdig komisch beschreibt das Theater das Stück. "Wenn ich erzähle, dass es um den 11. September geht, glauben alle, es ist traurig. Aber das ist es nicht. Es ist durch und durch eine Komödie. Sie endet zwischen Komödie und Tragödie."

Failla lebte nicht mehr in New York, als Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers flogen und die Welt erschütterten. Da war er schon in Deutschland, erst in Berlin, dann in Magdeburg. "New York war zu klein für mich", sagt er und lächelt. Die Liebe war es, die ihn herzog.

Und doch ist er New Yorker und hat seine ganz persönliche Geschichte mit diesem Anschlag. Sein Cousin, der im World Trade Center arbeitet, so erzählt er, war zufällig an diesem Tag in einem anderen Bürogebäude.

Wie ein Salzwasserfisch im Salzwasser

Die Welt hat sich mit den Terroranschlägen verändert. "Den Amerikanern war Freiheit immer wichtigstes Gut. Jetzt ist uns Freiheit egal, es zählt bei vielen nur noch das Streben nach Sicherheit. "Auch das ist Thema bei Deborah."

"End Days" ist für Failla die erste Regiearbeit am Nordharzer Städtebundtheater. Wenn Failla für das Theater arbeitet, fühlt er sich wohl wie ein Salzwasserfisch im Salzwasser. "Ich habe in den letzten Jahren viele andere Dinge gemacht. Das war für mich Süßwasser. Man überlebt nur eine kurze Zeit."

Sein Geld verdient der Amerikaner mit dem sizilianischen Nachnamen, weil die Großeltern väterlicherseits aus Sizilien stammen, die mütterlicherseits übrigens aus dem Rheinland, mit seiner Stimme. Sie ist sein Gold und zu hören auf Imagefilmen von Firmen, auf Hörbüchern, Dokumentarfilmen. Failla hat eine eigene Firma. "Aber meine Wurzeln kann ich nicht leugnen. Ich komme aus dem Schauspielbereich und habe gleichzeitig Regie studiert. Das hat aus mir einen Regisseur für Schauspieler gemacht. Ich habe nicht ein strenges Konzept. Ich achte vielmehr sehr stark auf die Schauspielersprache."

Dass ihm die Regiearbeit Spaß macht, muss er nicht groß betonen. Das sieht ihm sein Gegenüber an. Vielleicht wieder Deborah Zoe Laufer? "Sie hat wunderschöne andere Stücke, die jetzt berühmt werden wie "The last Schwartz". "Vielleicht werden wir das übersetzen."

Doch zuvor muss "End Days" gut über die Bühne gehen. Der Freude an der Arbeit folgt die Aufregung vor der Premiere. Die ist morgen Abend im großen Haus Quedlinburg.

Im Mai kommt Deborah Zoe Laufer nach Deutschland. Dann will sie sich auch diese Inszenierung am Nordharzer Städtebundtheater ansehen.