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Deutscher Museumsbund diskutiert in Magdeburg über neue Wege Die Internet-Generation locken und Geschichte weitergeben

11.05.2011, 10:10

Das Wort "Aufbruchstimmung" charakterisierte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Volker Rodekamp, als "ein wenig zu hoch gegriffen" für die Atmosphäre der Jahrestagung von rund 400 Museumsvertretern in Magdeburg. Auf jeden Fall aber habe man etwas Neues versucht und werde neue Wege gehen.

Von F.-René Braune

Magdeburg. Zum ersten Mal in seiner Geschichte tagte der Deutsche Museumsverband in Magdeburg – ein Umstand, den der Magdeburger Museumsdirektor Matthias Puhle unübersehbar mit Stolz erfüllte. Nicht zuletzt deshalb, weil damit wieder einmal die Wirkung musealer Tätigkeit in der Landeshauptstadt bestätigt und anerkannt wurde.

"Wir haben in Magdeburg viel erreicht", so Puhle beim gestrigen Pressegespräch, "weil wir mit unseren Ausstellungen eben nicht an den Grenzen unserer Stadt haltmachen. Weil es unser Anliegen ist, die geschichtliche und kulturelle Bedeutung unserer Region immer wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses zu rücken und vielen Menschen damit Identifikations-Möglichkeiten und Ansätze für ein neues Geschichtsbewusstsein zu geben." Ähnliche inhaltliche Ansätze prägen auch die Tagung des Museumsbundes, die heute zu Ende geht. Volker Rodekamp sprach vom Wachrütteln, und dass sich die deutschen Museen noch mehr als bisher in gesellschaftliche Diskurse einbringen müssten. Dabei gehe es vor allem darum, sich zu öffnen, junge Leute – die, wie Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper es nannte – Facebook- und Internet-Generation, in die Museen zu locken und neue Angebote zu machen.

Rodekamp zufolge haben die Museen in Deutschland einen "unendlich großen Bildungauftrag", dem man auf vielfältigste Weise Rechnung tragen müsse. Das beträfe nicht nur die Entwicklung neuer Ausstellungsformen, sondern auch den großen Bereich der Freizeitgestaltung.

"Die Freizeitwirtschaft ist ein starker Konkurrent", meinte der Präsident, "und dieser Konkurrenz müssen wir uns stellen. Wir müssen unsere Museen noch mehr als bisher zu offenen Orten machen, in denen wir mit allen Menschen gesellschaftlich relevante Themen diskutieren und die Besucher dazu auffordern. ihre Museen mitzugestalten. Museen stehen in der Mitte der Gesellschaft, nicht am Rand, und sie befinden sich in einem permanenten Wandlungsprozess." Dabei dürfe man jedoch nicht nur auf die Außenwirkung einzelner Ausstellungen und Aktionen setzen. Nach wie vor zähle das Sammeln, Forschen und Bewahren zu den weltweit gültigen Aufgaben eines Museums. Erfolgreiche Museumsarbeit sei immer auch die hinter den Ausstellungen, mit der gewährleistet würde, dass Gechichte an die nächsten Generationen weitergegeben wird.

Nach der finanziellen Situation befragt, meinte Rodekamp, dass es in Deutschland derzeit mehr Museen und mehr Museumsbesucher als je zuvor geben würde, dennoch habe eine regelrechte "Auszehrung" stattgefunden. Häufig würden die Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeitern unbesetzt bleiben, weil die Mittel dafür fehlten. Das habe unter anderem dazu geführt, dass der Schwerpunkt vielfach und mitunter zu sehr auf die öffentlichkeitswirksamen Expositionen einzelner Einrichtungen gelegt würde. Auch hier müsse man Prioritäten und Entwicklungen überdenken.

"Eine Investition in die Kultur", so Volker Rodekamp, "ist kein Verzehr von Mitteln, sondern eine Investition in die Zukunft."

Vielleicht ist das Wort "Aufbruchstimmung" übertrieben, Leidenschaft aber konnte man den Museumsdirektoren gestern nicht absprechen.