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Nordharzer Städtebundtheater mit Premiere im Bergtheater Poetische Ronja Räubertochter mit einem fröhlichen Ausgang

26.05.2011, 04:33

Am Harzer Bergtheater hatte am Dienstag bei strahlendem Sonnenschein das Stück "Ronja Räubertochter" nach Astrid Lindgren seine gefeierte Premiere. 1981 war ihr gleichnamiges Kinderbuch in Schweden erschienen, das bald verfilmt wurde und die Theater vieler Länder eroberte.

Von Hans Walter

Thale. Dem Nordharzer Städtebundtheater gelang eine poetische Romeo-und-Julia-Geschichte mit fröhlichem Ausgang. Gastregisseur Robert Klatt und seine Ausstatterin Wiebke Horn schufen für das nur neunköpfige Ensemble eine Spielfassung und eine Szenerie, die die Handlungsstränge der Lindgren-Erzählung auf der Naturbühne gut bedienten.

Ronja (Susanne Rösch) ist die ungebärdige, wilde Tochter des Räuberhauptmanns Matti (Arnold Hofheinz) und seiner Frau Lovis (Julia Siebenschuh). Sie wächst auf der Mattisburg im Mattiswald mit der reduzierten Räuberbande (Markus Manig als Klein-Klipp, Benedikt-Florian Schörnig als Glatzen-Peer) auf. Eines Tages lernt sie Birk Borkasohn (Jörg Vogel), den Sohn des verfeindeten Räuberhauptmanns Borka (Fernando Blumenthal) und dessen Frau Undis (Illi Oehlmann) kennen. Deren Sippe der Borkaräuber hat sich in einem durch Blitzschlag getrennten Gebäudeteil der Mattisburg eingenistet. Der "Hexenschlund" ist ein eigentlich unüberwindlich tiefer Graben. Aber Ronja und Birk werden – sehr zum Verdruss ihrer Erzfeind-Eltern – zu besten Freunden.

Als Mattis Birk gefangen nimmt, stellt sich Ronja auf die Seite Borkas. So spitzt sich der Konflikt zu. Die Sehnsucht nach seiner Tochter bewegt Matti dazu, mit Borka das Gespräch zu suchen, um das Problem zu lösen. Die Kinder wollen nicht – wie ihre Eltern – zu Räubern werden. Sie entscheiden selbstbewusst ihren eigenen Weg.

Die beiden feindlichen Parteien sind durch die Farbigkeit in Kostüm und Ausstattung strikt getrennt. Blau für die Mattis-Sippe, weinrot für den Borka-Clan. Regisseur Klatt legt die Mattis-Räuber als wilde, ungehobelt-liebenswerte Schar an. Glatzen-Peer übernachtet in einem Sarg, Klein-Klipp strickt. Und immer wieder mal kommen die Schilde ins Spiel, mit denen sich die Räuber für kriegerische Auseinandersetzungen rüsten. Im Gegensatz dazu stehen Borka und Undis, die tänzerisch beschwingt und Händchen haltend mit höfisch-kultivierter Etikette daherschreiten.

Line Dance und Lieder sind ein Grundelement der musikantischen Inszenierung, und die Akteure können singen! Ein Spielmann mit Flöte, Harfe und Fiedel strukturiert mit seinem Spiel überzeugend die Geschichte. Wendepunkte sind gerade für die kleinen Zuschauer gut nachvollziehbar; die gewitzte Sprache schafft ein Übriges. Als Ronja und Birk werden Susanne Rösch und Jörg Vogel geradezu athletische Qualitäten abverlangt, wenn sie das weite Rund des Bergtheaters durchmessen, die enormen Höhenunterschiede spielerisch leicht und mit Tempo bewältigen. Klein-Klipp und GlatzenPeer aber sind nicht nur Räuber, sondern erfüllen zudem noch die Funktion als das Geschehen vorantreibende Geschichten-Erzähler. Das funktioniert gut. Und das gesamte Ensemble leiht zudem seine Hände noch den Graugnomen und "sehr gefährlichen" Wilddruden und anderen Fabelwesen, die als Stabfiguren den Mattiswald bevölkern. Mit nur neun Darstellern das in seinen Dimensionen gewaltige Bergtheater auszufüllen, ist eine großartige Leistung. Es ist ein Ensemblespiel, das den Namen zu Recht verdient!