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Schauspieler Peter Sodann wird 75 Als Geschenk wünscht er sich Spenden für DDR-Bibliothek

01.06.2011, 04:33

Peter Sodann sitzt nachdenklich im Café des Neuen Theaters in Halle. Die Wand mit den zahlreichen Fotografien aus der Vergangenheit, auch seiner, hat er im Blick, trinkt seinen Kaffee und raucht eine Zigarette. Bis 2005 war er Intendant des Hauses. Heute feiert der gebürtige Sachse seinen 75. Geburtstag.

Halle (dapd). Wenn es nach ihm ginge, würde er gern 125 Jahre alt werden, sagt Sodann und begründet auch gleich schmunzelnd: "Weil ich dann all diejenigen noch beerdigen kann, die mich geärgert haben."

Geärgert hat ihn doch wohl so einiges im Leben. Das Neue Theater, das er in den 1980er Jahren auf- und mit viel Engagement zu einer Kulturinsel ausbaute, habe er nach der Auflösung seines Intendantenvertrags mit der Stadt jahrelang nicht betreten.

Die Frage nach seiner Motivation für die Schauspielerei und seine zahlreichen anderen Projekte lässt sich für Sodann nicht in einem Satz erklären. Es ist keine Frage, die sich für ihn stellt. Sodann trinkt noch einen Kaffee und raucht noch eine Zigarette, denkt nach. Schauspieler sei er geworden, "weil ich es gern wollte", obwohl ihn die fünf Dozenten der Schauspielschule Leipzig bei seinem ersten Vorsprechen für talentlos hielten.

Es folgten vier Semester Jura, er leitete ein Studentenkabarett, wurde wegen staatsfeindlicher Hetze verhaftet und zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Sein erstes Theaterengagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel, zwei Jahre später ging er wieder, weil er größere Rollen spielen wollte, in die Provinz. Sodann entschied nach eigenen Worten stets nach dem Motto: "Haste noch nicht gemacht, dümmer wirste dabei auch nicht."

Darum hatte er sich auch 2009 als Bundespräsidentschaftskandidat der Linken aufstellen lassen. Mit dem Ergebnis war Sodann zufrieden. Vom Fernsehen ist Peter Sodann ein wenig enttäuscht. Lange Jahre spielte er den "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher, musste dann gehen, hörte nie wieder etwas von den "versprochenen großen Rollen". Er selbst sehe sich auch kaum einen "Tatort" im Fernsehen an, sagt Sodann.

Medien und Politik seien schwierige Felder für ihn. Die Linke unterstützt er aber nach wie vor. Sodann hält sie noch immer für "die einzige Partei, die wählbar ist, weil sie der Wahrheit am nächsten kommt." Gern zitiert Sodann aus der Literatur, um deutlich zu machen, was er meint. Zum Wahlausgang in Sachsen-Anhalt fällt ihm sofort ein Hamlet-Zitat ein. Goethe bleibt für ihn ebenfalls immer aktuell. In Reichardts Garten in Halle setze er sich oft auf eine Bank, auf der schon Goethe gesessen haben soll. "In dem Moment habe ich manchmal einen heiteren Gedanken."

Das Hasten und Hetzen in dieser Welt gefällt ihm nicht. Aber er verzweifle nicht daran, sagt er, der Mensch sei nach wie vor lernfähig.

An seinem Geburtstag will er keine Rede halten, aber ein Gedicht hat er ausgewählt. Das wolle er den Gästen vortragen. Sein größtes Projekt ist derzeit seine Sammlung von aktuell 600000 Büchern aus der DDR, die er nach Staucha in Sachsen ausgelagert hat. Die Bücher müssten in den kommenden Jahren ausgepackt und katalogisiert werden. Sodann ist sich sicher, dass die von ihm geplante DDR-Bibliothek Zukunft hat.

Zu seinem Geburtstag wünscht er sich Spenden und Unterstützung für seine Bibliothek. Bücher zu sammeln, dies werde er bis zum Lebensende tun, sagt er.