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Magdeburger "Galerie Himmelreich" zeigt Arbeiten von Marie-Luise Meyer Schönheit und Ebenmäßigkeit

17.03.2011, 04:29

Treten Sie ein, eine Schau der Gegensätze erwartet Sie – fast übermäßig üppige, die Blicke mit intensiver Farbigkeit auf sich ziehend, sind da auf der einen Seite die Objekte von Marie-Luise Meyer in der Magdeburger "Galerie Himmelreich". Bis zum 1. April laden sie zum Betrachten ein.

Von Klaus-Peter Voigt

Magdeburg. Fast im Kontrast dazu im zweiten Teil der Ausstellung weiße, cremefarbene Arbeiten der halleschen Keramikerin. Und fast unbemerkt noch ein weiterer Part: drei Figuren "Elbvenus". Zum einen verstehen die sich wohl als Hommage an den Ort der Präsentation. Zum anderen war es vermutlich der Wunsch ihrer Schöpferin, passende Stücke für den Eingangsbereich, im großen Schaufenster von außen gut zu sehen, mit einzubringen.

Die Räume ordnen sich insgesamt völlig unter. Scheinbare Leere lässt Raum und Zeit für die Objekte aus Porzellan und Ton. Nichts soll ablenken, Konzentration ist angesagt. Die Installation "Es ist angerichtet" hat Sachsen-Anhalts Kunstpreisträgerin des Jahres 2009 erst vor kurzem schon einmal im Magdeburger Forum Gestaltung aufgebaut.

Das Menü lässt sich in seiner Opulenz nur schwer beschreiben. Es fehlen nur noch die Gäste und die Stühle am Tisch, für den Meyer sogar die exakte Höhe vorgibt. Kuchen, eine mit Früchten prall gefüllte Etagere. Das macht auf den ersten Blick Appetit, doch beim näheren Hinsehen mag man den scheinbaren Naturalismus anzweifeln. Und dann in der "ersten Abteilung" die Darstellung eines vergangenen Schlachtfestes. An derben Haken hängen zwei Schweinsfüße, darunter drei mit Abfällen gefüllte Eimer, alles aus Keramik. Da vergeht manchem der Wunsch nach einer Mahlzeit. Rückbesinnung auf den Ursprung unserer Lebensmittel.

Marie-Luise Meyer liegt das Detail, die Genauigkeit. Man denkt unwillkürlich an Kunsthandwerk und liegt mit solchen Überlegungen keineswegs falsch. Die 1970 in Haselünne im Emsland geboren Frau hat eine klassische Töpferlehre absolviert. Zwischen 1993 und 1999 folgte ein Studium an der Burg Giebichenstein, wo sie von 2003 bis 2005 einen Lehrauftrag im Bereich Plastik/Keramik übernahm. 2009 und 2010 bildete sie an der Kunstuniversität im österreichischen Linz aus.

"Korthesen" nennt die Künstlerin ihre jüngsten Arbeiten. Eine Wortschöpfung, die auf Korsage und Korsett zurückgeht. Wunderbar glatte Stücke, sie setzen auf ein Gefühl von Schönheit, von Ebenmäßigkeit. Vergessen sind die gerade erst erlebten Schlachtfestmomente, es tritt Ruhe ein, der Wunsch nach dem Abfassen der Stücke, nach dem Fühlen der glatten, aber auch der strukturierten Oberfläche ergreift einen. Daneben liegen "Viecher", Fantasiewesen, die an riesenhaft vergrößerte Mikroben erinnern. Was bleibt, ist der Spaß am Entdecken, das sich Einlassen auf eine skurrile Reise in unterschiedliche Welten.