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... Konservatoriumsdirektor Helmut Keller "Riesige Unterschiede zwischen Ost und West"

28.04.2010, 04:53

Das Magdeburger Konservatorium ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft deutscher Großstadtmusikschulen. Die größten Musikschulen Deutschlands – Leipzig, Stuttgart, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Münster, das Badische Konservatorium Karlsruhe und das Magdeburger Haus – sind darin zusammengeschlossen. Sie treffen sich einmal im Jahr zu einer Konferenz. In diesem Jahr war Magdeburg Gastgeber. Grit Warnat sprach mit Helmut Keller, Direktor des Konservatoriums.

Volksstimme : Herr Keller, welche Themen waren aus Sicht des Magdeburger Konservatoriums die wichtigsten ?

Helmut Keller : Ich habe das Qualitätsmanagement des Fachverbandes Deutscher Musikschulen angesprochen, das wir in diesem Jahr absolvieren. Es ist sehr aufwändig. Wir haben Erfahrungen ausgetauscht und über die Effizienz diskutiert.

Großes Thema war auch die aus Nordrhein-Westfalen stammende Bewegung " Jedem Kind ein Instrument ", die sich in den westlichen Bundesländern ausdehnt. Es geht dabei um die Musikalisierung der Kinder, für die Gelder zur Verfügung gestellt werden, um die Kinder mit Instrumenten auszurüsten. Die Politiker haben nur nicht daran gedacht, dass ein Instrument allein nicht genügt, sondern die Anschaffung einhergehen muss mit einem langjährigen Unterricht.

Volksstimme : Gibt es Unterschiede zwischen den Musikschulen in Ost und West ?

Keller : Oh ja. Ost-West spielt in den Konferenzen immer eine Rolle. Diesmal haben wir über die Prüfungen diskutiert. Es gibt Musikschulen, die haben nie an Prüfungen gedacht, andere haben sie abgeschafft. Wir im Osten haben einen stärkeren

Trend zu Prüfungen. In Sachsen-Anhalt werden uns durch das Landesgesetz sogar Prüfungen und Leistungsbeurteilungen vorgeschrieben. Nur so bekommen wir Landeszuschüsse. Es gibt also riesige Unterschiede, übrigens auch in der Handhabung der Prüfungen. Das ist ein Beispiel, das zeigt, wie weit wir von einer einheitlichen Musikschule entfernt sind. Deshalb brauchen wir auch diesen Austausch.

Volksstimme : Auf der Tagesordnung stand auch die Frage des Urheberrechts bei Noten. Sie dürfen Noten nicht mehr kopieren. Haben Sie eine Lösung gefunden ?

Keller : Wir sind uns einig, dass wir Noten für Ensembles immer kaufen müssen. Aber für Kinder haben wir immer von den gekauften Noten Kopien angefertigt. Das ist wichtig für unsere Arbeit. Nach der neuesten Rechtssprechung ist auch das verboten. Das ist wirklich eine beängstigende Einengung in der pädagogischen Arbeit. Wir haben diskutiert, was man machen kann, ohne aber des Rätsels Lösung gefunden zu haben.